A CINDERELLA STORY- ONCE UPON A SONG (Fanfiction )

Vorbemerkung:  Bis zum Tod ihrer Eltern wollte ich die Geschichte eigentlich ,,Verloren, aber unvergessen"                                                                nennen, konnte aber nicht mehr aufhören, zu schreiben





Es ist noch nicht lange her, als Katie alles verlor, was sie glücklich gemacht hatte.
Katie war 16 und lebte mit ihren Eltern in einer riesigen Villa in Beverly Hills. Ihre Familie war sehr reich und konnte sich den Luxus leisten, sodass ihre Eltern ihr jeden Wunsch erfüllen konnten. Aber Katie blieb bescheiden und hielt sich mit ihren Wünschen zurück. Sie wünschte sich nur manchmal etwas Zubehör für ihre Gitarren. Sie liebte die Musik, vor allem das Singen. In der Musik konnte sie ihre Seele zeigen und sich neue Welten schaffen. Ihre Eltern wussten nichts von ihrem Talent. Nur ihre beste Freundin Meggie, mit der sie all ihre Geheimnisse teilte, hörte ihr manchmal beim Singen zu, wenn Katies Eltern wegen wichtigen Geschäftsterminen mal nicht zu Hause waren. Ab und zu nahm Meggie die Songs heimlich auf und spielte sie auf ihren Computer, um sie zu bearbeiten und auf CD zu brennen.
Meggie sagte ihrer Freundin aber noch nichts von den Aufnahmen , um sie nicht zu verunsichern.
Bald war die CD fertig, es fehlte nur noch ein Song. Sie musste Katie nur noch dazu kriegen, einen weiteren Song zu schreiben. „ Na Katie, hast du schon eine Idee für einen neuen Song?“, fragte sie sie am Telefon. „ Nein, noch nicht. Mir fällt gerade nichts ein, worüber ich schreiben könnte. Vielleicht fällt dir ja was ein. Komm doch heute Nachmittag zu mir. Meine Eltern müssen nach New York fliegen, weil irgendein wichtiger Klient dort wohnt . Du weißt ja wie Anwälte sind. Der Kunde ist König, selbst , wenn er prominent ist und genügend Geld hätte, selbst nach L.A. zu kommen.“ Meggie stimmte ihr zu: „ So ist nun mal das Geschäft. Wann möchtest du deinen Eltern sagen, dass du singen kannst?“ - „ Ich weiß noch nicht... Wenn sie davon wüssten, müsste ich wahrscheinlich nach New York ziehen und zu einer Music Academy gehen. Du weißt ja, die Music Academy New York ist die größte und beste Schule für Musiker des Landes. Ich will dich hier aber nicht zurücklassen. Niemand kann so gut Klavier spielen und tanzen wie du. Wer weiß, vielleicht schaffen wir es mal, uns an der Music & Arts School L.A. zu bewerben. Dann müssten wir nicht umziehen und würden weiterhin zu Hause wohnen.“ - „ Ja. Katie. Ich weiß , dieses Jahr ist die Talent Show an dieser Schule. Wirst du dich bewerben? Vielleicht kommen auch deine Eltern dort hin. Ich würd gerne ihre Gesichter sehen, wenn sie dich singen hören.“ Katie räusperte sich: „ Ich weiß nicht. Einerseits ist es eine große Chance, auf die Schule der Künste zu gehen und später ein Star zu werden, aber will ich das wirklich? Will ich wirklich von Paparazzis gestalkt, in jeder Zeitung erscheinen und von jedem auf offener Straße angestarrt und angesprochen werden? Ich singe aus meiner Seele und nicht um reich und berühmt zu werden. Außerdem bin ich schon reich, meine Eltern jedenfalls. Wozu brauche ich soviel Geld und Anerkennung?“ Meggie stöhnte auf: „ Ach Katie. Die Anerkennung gibt dir das Gefühl, dass den Leuten deine Musik gefällt und  erkennen sich vielleicht in deinen Songs wieder . Weißt du was? Ich komme jetzt schon vorbei. Ich muss dir etwas zeigen!“ Mit einem verschmitztem Lächeln legte Meggie auf und schwang sich auf ihr Fahrrad. Sie wohnte nur ein paar Straßen entfernt in einer etwas kleineren Villa. Ihre Eltern waren Ärzte und konnten sich trotz des Honorars nur ein kleines Grundstück leisten. Aber dennoch war ihre Familie glücklich und zufrieden. Im Gegensatz zu Katies Eltern wussten Meggies Eltern von dem unglaublichen Talent ihrer Tochter und förderten sie mit einem Privatlehrer, der alle zwei Tage kam.

Mit der CD in der Handtasche radelte sie in einer  hohen Geschwindigkeit den Hügel hinunter und bremste stark vor der Veranda der Villa. Ehe Meggie klingeln konnte, hatte Katie schon die Tür aufgerissen und ihre beste Freundin umarmt. „ So . Komm erstmal rein.“, sagte sie und ging mit ihr auf ihr Zimmer. In Katies Zimmer hangen lauter Gitarren an der Wand. Eine so schön wie die andere, sodass sich Katie manchmal nicht entscheiden konnte, auf welcher sie zuerst spielen sollte.
Am liebsten spielte sie aber auf ihrer Sanchez, einer spanischen Gitarre mit schwarzer Lackierung.„ Also Meggie. Was willst du mir denn zeigen?“, fragte sie ihre beste Freundin und starrte sie neugierig an. Meggie holte ohne ein Wort zu sagen die CD aus ihrer Tasche, steckte sie in die Hifi-Anlage und drückte auf Play. Katie erschrak, als sie ihre Stimme hörte. „ Spinnst du? Meine Mum ist hier oben! Wenn sie das hört, dann..“ - „ Dann was?“, fragte ihre Mutter, die auf einmal im Türrahmen stand. „ Nichts...Wir hören uns nur eine neue CD an.“, stotterte Katie und stoppte die Wiedergabe. „ Warte mal! Das hört sich echt gut an! Von wem ist die CD ?“, fragte ihre Mutter. „ Nur eine neue Sängerin, die erst kürzlich ihr Debütalbum rausgebracht hat.“, antwortete Meggie. „ Das ist... Kat S.“. Katie stockte; als sie den Namen ,Kate'  hörte. „ Wow! Die muss ich echt meinen Kollegen weiterempfehlen,“ sagte ihre Mutter , „ Katie, wir sind jetzt weg. Wir kommen morgen wieder. Mach dir einen schönen Abend. Meggie, wenn du willst , kannst du hier übernachten, ruf nur vorher deine Eltern an. „- „ Die haben heute sowieso Spätschicht. Danke Mrs. Smith.“ Mrs. Smith lächelte , nahm ihren Trolley und ging mit ihrem Mann die Treppe hinunter. „ Tschüss Kinder!“, rief Katies Vater zu ihnen rauf und verließ mit seiner Frau die Villa. Meggie und Katie sprangen vor Freude durchs Zimmer . „Yeah! Übernachtungsparty!“, riefen beide im Chor. „ Dann haben wir jetzt die ganze Nacht Zeit , an einem neuen Song zu arbeiten.! Es fehlt nur noch ein Song auf der CD, dann ist der Speicherlatz voll und die Anzahl deiner Songs gerade!“, sagte Meggie und setze sich auf Katies Bett. „ Aber mir fällt nichts ein...“, erwiderte Katie und schnappte sich ihre Lieblingsgitarre.  


„ Weißt du was? Wir bereiten schon mal alles für unseren Sleepover vor. Ich hol die Knabbersachen!“, schlug Meggie vor und rannte runter in die Küche. Katie stellte schon mal ein paar Getränke in den Kühlschrank und holte ein paar Decken und Kissen aus dem Gästezimmer.Nach zwei Stunden hatten sie das Zimmer gemütlich dekoriert und zu einem Schlafparadies umgewandelt. „ Und ? Ist dir jetzt ein Thema eingefallen, worüber du singen könntest?“, fragte Meggie und warf sich auf die Kissen. „ Nein, immer noch nicht. Soll ich etwa einen schnulzigen Lovesong schreiben? So was macht doch heute jeder. Ich möchte über das schreiben, was noch nicht so ausgedrückt wurde.“, murmelte Katie und griff wieder nach ihrer Gitarre. „ Weißt du was?Vielleicht sollten wir erstmal eine Melodie finden. Komm, wir hören uns nochmal deine ganzen Songs an. Vielleicht ergibt sich dann was.“, schlug Meggie vor und schaltete die Hifi-Anlage wieder an. Als sie die ganze CD gehört hatten, fing auf einmal Katie an zu grinsen. „ Was ist denn? Wieso grinst du so?“, schaute Meggie sie verwundert an. „Kat S.“, stieß sie hervor und fing wieder an zu lachen. Auch Meggie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und bekam ebenfalls einen Lachanfall. „ Was anderes konnte mir auf die Schnelle nicht einfallen.“, erwiderte Meggie und lachte weiter. „ Ich bewundere dich, wie gut du andere belügen kannst.“, sagte Katie und spielte einen Akkord auf der Gitarre. „Das war nur eine Notlüge. Aber ich hätte schon ganz gerne ihr Gesicht gesehen, wenn ich ihr deinen Namen gesagt hätte. Haha.. Wie sie gemeint hat, dass müsse sie unbedingt ihren Kollegen weiterempfehlen..“ Katie nickte und fing wieder an zu lachen. „ Ach Meggie. Mir fällt immer noch kein Song ein.“ - „ Schreib doch einen über deine Eltern, wie lieb du sie hast oder so...“ Katie grübelte und schüttelte den Kopf. „ Nein. Ich weiß nicht. Das hört sich so nach ,Muttersöhnchen´ an. Komm, vielleicht finden wir ja im Internet ein paar Themen, die mich zum Schreiben inspirieren können.“, fuhr sie fort und holte ihren Laptop. 

Im Internet fand sie lauter Texte über Liebe, Eifersucht, Hass und Angst. „ Das ist auch nicht ganz das, was ich suche. „Auf einmal öffnete sich ein Fenster. Eine Nachrichtenseite wurde eingeblendet und zeigte einen Bericht über einen Flugzeugabsturz an, der sich heute kurz vor New York ereignet hatte. „ Katie, meinst du, das ist der Flieger deiner Eltern? Komm! Ruf sie mal an! Vielleicht ist etwas schreckliches passiert.“ - „ Nur die Mailbox.“, flüsterte Katie und schaltete den Fernseher ein. In allen Sendern wurde gerade von diesem Absturz berichtet. „ Hier ist Ally Johnson live vom Ort des Unglücks. Vor einer halben Stunde prallten hier am New Yorker Flughafen zwei Maschinen zusammen. Die eine kam aus L.A. und wollte gerade hier landen, als eine andere Maschine  abheben wollte. Die Polizei munkelt, die Technik im Tower sei ausgefallen. Es sei unmöglich gewesen, das Geschehen aufzuhalten. Zahlreiche Todesopfer konnten nach der Löschung der brennenden Maschinen geborgen werden. Man geht davon aus, dass es keine Überlebenden gibt.“ Die Reporterin wurde ausgeblendet und der Nachrichtensprecher erwähnte: „ Und nun weiter mit dem Wetter“. Doch bevor die Wetterkarte erschien, hatte Katie den Fernseher wieder ausgeschaltet. Frustriert fing sie an zu weinen. Meggie umarmte sie und fing ebenfalls an zu weinen. Auch , wenn sie nur die beste Freundin war, hatten Katies Eltern sie wie eine Tochter ins Herz geschlossen. „ Weißt du was Meggie? Jetzt fällt mir doch ein Song ein.“ , schniefte Katie und spielte eine traurige , aber auch  hoffnungsvolle Melodie auf ihrer Gitarre.

„ Einst wurd ich von euch geboren,                   Once I were born of you,
   mit Herz habt ihr mich groß gezogen,         with heart you have educated                                                                                                            me
doch nun hab ich euch verloren                                 But now I´ve lost you
und zuvor noch belogen.                                             And earlier I still lied.

Warum musstet ihr gehen?                                 Why did you have to go?
Ich werd´das niemals verstehn,                          I´ll never understand,
werd´ich euch wiedersehn´?                                        Will we see us again?
Es musste einfach geschehn´.                                      It just had to happen.

Ihr schenktet mir das Glück der Welt,          You gave me the happiness of                                                                                                                   earth,
doch es lag nicht allein im Geld,                   But It wasn´t just in the money,
Ihr musstet immer so viel arbeiten,                You always worked too much,
und suchtet immer die Weiten,             and always searched the wideness.

Ich hab euch niemals gezeigt,                               I´ve never shown you,
was in mir verborgen liegt,                                             What is hidden in me,
Nun hat der Tod euch schon besiegt,                 But before I could show,                                                                                      the death has defeates you,
Ich kann euch sehn´wie ihr in den Himmel fliegt,                I can see you                                                                                                     flying into the sky.

Grüsst mir den Herrn                                                        Greet my Lord,
und schaut auf mich herab,                                           and look down at me,
mein Leben geht jetzt bergab,                     my life is now  downhill,
was wird mich nun wiederkehren.                             What ´ll come at me.“

Katie hörte auf zu singen und schwieg. Meggie wischte sich die Tränen aus den Augen und wimmerte „ Das ist der beste Song, den du jemals gesungen hast. Ich bin mir sicher, deine Eltern können es hören. Sie  wären sehr stolz auf dich. Komm , lass uns den Song aufnehmen, damit wir uns immer an sie erinnern können.“
Nachdem sie den Song aufgenommen und auf die CD gebrannt hatten, ließen sie sich aufs Bett fallen und starrten die Decke an. „Was wird jetzt aus mir? Ich kann hier nicht alleine bleiben...“, wimmerte Katie leise und schnaubte in ein Taschentuch. „ Wahrscheinlich kommt bald die Polizei oder das Jugendamt, um dir die schlechte Nachricht zu überbringen. Vielleicht stecken die dich erstmal in ein Heim oder direkt in eine grausame Familie“, grübelte Meggie. Von einer großen Leere erfüllt lagen sie dort bis in den Abend hinein. „ Eins steht fest: Am Montag werde ich auf jeden Fall nicht zur Schule gehen. Auf einmal spenden alle einem Trost, für die man noch vor ein paar Tagen Luft war. Nein ! Auf falsches Mitleid kann ich verzichten!!!“ Meggie nickte : „Ich werde auch nicht gehen und bei dir bleiben.“ Rasch stand sie auf und ging aus dem Zimmer. „ Ich muss meine Eltern benachrichtigen, dass ich das ganze Wochenende bei dir bleibe. Eventuell könntest du doch auch zu uns kommen?“, fragte sie Katie vom Treppenhaus aus. Katie stimmte ihr zu: „Immerhin besser, als ganz alleine in einer Horrorvilla. Danke Meggie..., dass du immer für mich da bist.“ Auf einmal stand Katie hinter Meggie und umarmte sie. Meggie lächelte: „ Ist doch selbstverständlich. Weißt du noch was wir uns im Kindergarten geschworen haben? Beste Freunde in guten wie in schlechten Zeiten!“ Auch Katie brachte ein kurzes Lächeln hervor und reichte ihr den Hörer.
Nach einer halben Stunde legte Meggie auf und ging zurück in Katies Zimmer.
„Und? Was haben sie gesagt?“, überfiel Katie sie .
„Sie haben auch gerade die Spätnachrichten gesehen. Sie wünschen dir  herzliches Beileid und haben  mir erlaubt, bei dir zu bleiben. Sie haben auch gesagt, dass du bei uns schlafen kannst. Die Entscheidung liegt ganz bei dir.“ Katie musste sich  da nicht lange entscheiden: „ Macht deine Mutter immer noch diesen komischen Auflauf?“ - „ Ja... Wieso? Ach das meinst du... Wenn das so ist, bleiben wir lieber hier. Wir hätten sowieso in beiden Häusern leere Bude, weil meine Eltern ja das ganze Wochenende durcharbeiten müssen.“ Katie nickte und bestellte eine Pizza.
Kurz vor 23 Uhr klingelte es: Es war nicht der Pizzabote, sondern die Polizei. Langsam öffnete Katie die Tür. Meggie stand dicht hinter ihr. „ Sind Sie Katie Smith?“, fragte einer der Officer mit finsterem Blick. Katie nickte und bat sie mit einer Geste einzutreten. Der Officer stellte zunächst sich und seine Kollegen vor: „ Ich bin Officer Firth und das ist mein Kollege Gale. Die Frau ist Mrs. Lewis vom Jugendamt. Sicherlich haben Sie es schon über die Nachrichten erfahren: Ihre Eltern sind bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Wir möchten Sie bitten, die Leichen zu identifizieren.“ Katie wusste nicht, wie ihr geschah. Sie sollte die Leichen ihrer Eltern sehen. Trotz ihrer Hemmungen stimmte sie zu und fuhr mit Meggie in einem Polizeiauto zum pathologischen Institut.
In der Pathologie wurden Katie und Meggie durch zahlreiche Gänge in einen großen kalten Saal geführt. Auf zwei Tischen lagen zwei Leichen mit einem Tuch zugedeckt.
Aus einem anderen Raum kam eine Frau in einem Arztkittel und begrüßte die beiden freundlich: „ Guten Abend. Ich bin Dr. Manson. Sind Sie bereit, die Leichen zu identifizieren?“ Katie zuckte mit den Schultern und starrte auf die Tische. Dr. Manson schickte die Officer vor die Tür und deckte den Kopf beider Toten ab. Die Gesichter waren von Brandwunden übersät und  kaum noch zu erkennen. Aber irgendwie gelang es Katie doch, ihre Mutter zu identifizieren. „ Die Tote hatte ein Medaillon um , das von den Flammen verschont blieb“, erwähnte Dr. Manson und drückte Katie eine kleine Plastiktüte in die Hand. Katie erschrak. „Das.. das gehört meiner Mutter!“ Sofort fing sie wieder an zu weinen und streichelte vorsichtig das Gesicht ihrer Mutter und das ihres Vaters. „ Mum! Dad! Ihr könnt mich doch nicht hier alleine lassen! Was wird denn nun aus mir ?“ , schrie Katie und fiel Meggie in die Arme, die ebenfalls weinte. Dr. Manson reichte beiden Taschentücher und sprach ihnen ihr Beileid aus. Schniefend fragte Katie sie: „ Kann ich.. kann ich das Medaillon behalten?“ - „ Aber natürlich!“, erwiderte Dr. Manson und holte die Officers wieder rein. „ Sind Sie es?“, fragte Officer Firth. Dr. Manson nickte zurückhaltend und deckte die Gesichter wieder zu. „ Ms. Smith. Wir müssen jetzt gehen. Mrs. Lewis wartet draußen“. Schweren Herzens verließen Katie und Meggie den Raum und fuhren mit Mrs. Lewis zurück zur Villa.
Dort setzten sie sich auf ein großes Sofa im Salon. Katie war klar, dass die Frau sie in eine Pflegefamilie stecken würde, und beschloss ,ihr genau zuzuhören.
„ So...Katie. Da Sie nun Vollwaise sind, bin ich gezwungen. Eine gute Pflegefamilie für Sie zu finden. Allerdings müssten Sie dann aus dieser Villa ziehen und das Vermögen würde in die Obhut der Pflegeeltern fallen, um für Sie gut zu sorgen. Ihre Eltern haben verfügt, dass Sie Ihr Erbe erst im Alter von 18 Jahren antreten können.“ - „Bis dahin sind es ja noch zwei Jahre,“ entgegnete Meggie mit düsterem Blick. „ Ja. Und ich habe schon passende Pflegefamilien hier in der Nähe gefunden, damit Sie nicht in eine neue Stadt ziehen müssen. Da Ihre Eltern nicht verfügt haben, ob die Villa  verkauft werden soll, bleibt sie erst mal leer stehen. Natürlich können Sie ab und zu mal die Villa betreten und sauber halten, aber vielleicht findet sich ja eine Pflegefamilie, die bereit wäre, hier einzuziehen.“
Katie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie wollte nicht ausziehen. Schon gar nicht in eine neue Familie! Die Villa war ihr Zuhause! Niemand konnte ihr das nehmen, die letzte Erinnerung an ihre Eltern. Plötzlich klingelte es an der Tür. „Oh , das wird wohl die Pflegefamilie sein. Ich habe sie mal gebeten, sich das Anwesen anzusehen“, erklärte Mrs. Lewis und ging zur Tür. Eine Frau , um die vierzig , betrat mit ihrer Tochter, ungefähr im selben Alter wie Katie, den Salon und schauten sich gehässig um. Katie funkelte sie mit bösen Blicken an. „Hey, du musst Katie sein, die Tochter der berühmtesten Anwälte New Yorks. Ich bin Shannon Sparks und das ist meine Tochter Hayley,“ stellte sich die Frau vor und setzte sich in einen Sessel neben ihrer Tochter. „Hallo,“stieß Katie hervor und verstummte sogleich wieder. „Was meinst du Hayley? Ist das nicht eine wundervolle Villa? Genau das, was wir gesucht haben! Ich denke, Mrs. Lewis, wir nehmen das Angebot an.“ - „Gut“, erwiderte Mrs. Lewis und reichte Ms. Sparks die Hand. Nachdem die Verträge unterschrieben und die Anträge ausgefüllt waren, verabschiedete sich Mrs. Lewis und überließ Katie und Meggie der neuen Adoptivmutter . „Ich denke , wir werden hier eine glückliche Zeit haben,“ sagte Shannon mit einem hinterlistigen Grinsen.

Am nächsten Tag fuhr ein Lastwagen einer Umzugsfirma auf das Anwesen. Katie stand neugierig am Fenster und betrachtete das Geschehen mit traurigen Blicken. Meggie war schon früh am Morgen nach Hause gefahren, um ihren Eltern von der Adoption zu berichten. Shannon und Hayley stiegen mit ein Paar Möbelpackern aus und dirigierten sie durch die ganze Villa. Shannon beschloss, ihrer Tochter Hayley Katies Zimmer zu geben und ließ Katies Sachen in den Gartenschuppen hinterm Haus bringen. „Was wird das?“, rief Katie aufgebracht zu Shannon. „Du siehst es doch! Hayley zieht in dein Zimmer ein und du... du kannst im Gartenschuppen schlafen!!!“ Voller Wut schrie Katie Shannon an: „Davon war nie die Rede! Das ist schon immer mein Zimmer gewesen! Ich lasse mir das nicht wegnehmen!“ - „Zu spät! Die Villa und dein Vermögen gehören jetzt mir! Und ich kann damit tun und lassen was ich will!!!“ Hasserfüllt ging Katie in den Schuppen. Die Möbelpacker hatten ihre Gitarren eiskalt in eine Ecke geworfen. ,Oh nein! Jetzt muss ich die auch noch reparieren!´, dachte Katie und betrachtete ihre Schätze. Ihre Lieblingsgitarre war zum Glück verschont geblieben und hatte nicht einen Kratzer. Mit einem Loch in ihrem Herzen räumte sie den Schuppen auf, schaffte alle Gartengeräte in den Keller, stellte eine Liege auf, hängte ihre Gitarren in den Ständern der Gartengeräte an der Wand auf und räumte die Werkbank frei .
Nachher war der Schuppen gar nicht mehr wieder zu erkennen, so gemütlich hatte es sich Katie gemacht. Nach einer kleinen Pause bestrich sie die Holzwände mit dunkelroter Farbe und putzte die Böden. Unter einem alten Blumentopf fand sie einen Schlüssel und probierte ihn an der Tür des Schuppens aus. Er passte! Nun konnte sie sich einschließen, wann immer sie wollte und ungestört sein! . Jedoch musste sie aufpassen, den Schlüssel nicht zu verlieren. , Wer weiß, was diese Hexe noch vor 
hat,´dachte Katie und leimte die Risse in ihren Gitarren. 

Plötzlich wurde sie von draußen  gerufen. Es war Shannon. Was wollte sie schon wieder? Genervt ging Katie hinaus und zog die Tür unauffällig hinter sich zu. „ NA Katie? Hast du dich schon etwas eingelebt? Gleich ist Mittag. Es wird Zeit, dass DU das Essen machst! Die Möbelpacker verhungern schon!“ Katie verdrehte die Augen: „Bin ich hier die Dienstmagd oder was? Bestell doch ne Pizza.“ Katie wollte gerade wieder in den Schuppen gehen, da packte Shannon sie an der Schulter: „ Ich drücke es mal anders aus: Wenn du nicht kochst, die Wäsche wäschst und bügelst und den Haushalt erledigst, wirst du bald keine Gitarren mehr zum Reparieren haben und deine Freundin, die braucht dann auch nicht mehr zu kommen.“ Entsetzt fuhr Katie sie an: „ Du kannst mir vielleicht mein Zimmer wegnehmen, aber meine Gitarren wirst du nicht bekommen! Und was meine Freundin angeht; wie gesagt es ist MEINE Freundin und sie darf kommen und gehen wann immer sie will!“ - „ Du weißt wohl nicht mit wem du es zu tun hast! Ich bin die Direktorin der Music & Arts School L.A. und könnte dir und deiner Freundin ermöglichen, auf meine Schule zu gehen. Also sei dankbar und mach  das Essen!“ Erstaunt schaute Katie ihr nach und rief Meggie auf ihrem Handy an: „Hey Meggie! Du glaubst nicht, was mir gerade alles passiert ist! Erst werde ich aus meinem Zimmer geworfen, dann verunstalten diese Möbelpacker meine Gitarren. Und jetzt soll ich hier noch den Haushalt schmeißen! Und jetzt halt dich fest! Shannon ist die Direktorin der Music & Arts School L.A.! Wenn ich den Haushalt schmeiße, meldet sie mich und dich an ihrer Schule an!“ Meggie wirkte zunächst sprachlos: „ Wie bitte? Dafür, dass du die Putzfrau spielst, dürfen wir auf ihre Schule gehen? Die hat se ja wohl nicht mehr alle! Katie , du lässt dich doch wohl nicht bestechen! Wer weiß, was diese Frau dir noch antut, wenn sie von deinem Gesangstalent erfährt!!!“ - „ Aber Meggie: Bedenke doch mal unsere Chancen: Wir werden eins a zu begabten Musikern ausgebildet!!!Ich werde es tun, mehr aber auch nicht!!!“ Mit einem leeren Lächeln legte Katie auf und ging in die Küche. Von ihrer Mutter hatte sie etwas Kochen gelernt und war daher nicht ganz hilflos am Kochtopf. Sie beschloss, eine einfache Suppe für die Hexe, ihrer Zicke und den Arschlöchern zuzubereiten. Nach einer Stunde stand das Essen auf dem Tisch. Den Möbelpackern schien es ausgezeichnet zu schmecken, doch Shannon spuckte die Suppe wieder aus : „ Igitt! Was ist das den für ne Plirre? Willst du mich vergiften?“




 Katie antwortete keck: „ Du hast ja nicht gesagt, was ich kochen soll und wenn du auf Gourmetessen bestehst, bestell dir nen Fünf-Sterne-Koch ins Haus!!!“ Mit diesen Worten verließ sie das Esszimmer, spülte die Töpfe in der Küche und holte nachher die Suppenteller in die Küche, um sie in die Spülmaschine zu stellen. Als sie fertig war und zum Schuppen gehen wollte, begegnete sie Hayley im Flur. Sie trug Katies Sachen. „ Ey, warum hast du meine Klamotten an?“, fragte Katie entsetzt. „ Mum hat es mir erlaubt. Sieht so aus, als müsstest du nun mit meinen alten Klamotten klar kommen...“ Allmählich reichte es Katie. War das gerecht? Hatte Mrs. Lewis wirklich gewusst, welchen Menschen sie sie ausgesetzt hatte?

Spät am Abend kam Meggie vorbei und klopfte an die Tür des Gartenschuppens, welche Katie verschlossen hatte. „Katie, bist du da?“, fragte sie besorgt. „ Ja“, murmelte Katie müde und öffnete ihr die Tür. „Komm rein, bevor dich Shannon sieht.“ Schnell pfefferte sie die Tür zu. „Was zum...?“, erwiderte Meggie verwirrt und setzte sich in einen alten Gartenstuhl. „Nicht nur, dass ich jetzt für die Herrschaften koche, die stellen auch noch Extraansprüche: Die Suppe wäre die reinste Plirre, ich würde die Hexe nur vergiften wollen. Dabei hat es den Handwerkern ausgezeichnet geschmeckt!!! Anscheinend bin ich jetzt endgültig zum Aschenputtel geworden!!! Diese Hayley trägt jetzt meine Klamotten und ich kann ihre alten Fetzen anziehen. Fast jede Hose hat mindestens ein Loch und ihre T-Shirts sind mir alle zu groß!“ - „Das ist ja die Höhe! Die sollten eigentich für DICH kochen, als Dank dafür, dass sie in DEINER Villa wohnen dürfen! Was kommt als nächstes? Musst du jetzt auch noch ein Putzfrauenoutfit tragen? Dann kannst du ja gleich bei einer ausländischen Reinigungsfirma arbeiten!!! Weiß Mrs. Lewis eigentlich Bescheid?“ Katie ließ sich auf ihre Liege fallen, sodass diese sogleich knarrte, und erwähnte: „ Die steckt doch mit denen unter einer Decke ,sonst hätte sie schon längst was dagegen unternommen. Shannon hat sogar ein Foto von ihr, auf dem sie beide auf einer Parkbank   sitzen. Ich glaube Mrs. Lewis ist Shannons Schwester...“ Meggie stutzte , als sie das hörte: „ Warum konnte ich meine Eltern nur nicht dazu überreden, dich zu adoptieren. Du bist schon immer wie eine Schwester für mich gewesen. Ich werde nicht aufgeben... Irgendwann müssen meine Eltern nachgeben.“ Katie, die mit den Gedanken ganz woanders war, erwiderte: „Erstaunlich, wie sich das Schicksal wenden kann... Gestern haben ich und Mum uns noch mit einem Lächeln verabschiedet. In der Sekunde konnte ich noch nicht ahnen, dass es für immer sein würde...“ Tränen flossen ihr übers Gesicht .Sie konnte und wollte nicht mehr aufhören zu weinen. „Ach Katie“, sagte Meggie , sprang vom Stuhl auf und legte sich neben ihr, um sie zu trösten. „ Ich hoffe, Shannon kommt jetzt nicht rein,“ schluchzte Katie . „Keine Sorge, wenn sie was will, bin ich ja auch noch da. Bald fängt wieder die Schule an. Meinst du sie hat das ernst gemeint, mit der Music & Arts School L.A.?“ Katie nickte. „ Eins steht schon mal fest: Ich werde mit dem Singen aufhören... Ich habe gehört, dort gibt es eine Instrumentenwerkstatt. Auf jeden Fall werde ich mich bei dieser AG anmelden.“ - „Ist das dein Ernst? Du willst dein größtes Talent einfach so aufgeben? Warum das alles?“ Katie atmete tief durch: „Seit meine Eltern nicht mehr sind, ist etwas in mir gestorben. Die Liebe, die sie immer mir geschenkt haben, ist in mir erloschen. Ich habe immer für meine Eltern gesungen, auch wenn sie mich nie hören konnten, naja, bis gestern jedenfalls.“
Meggie war fassungslos. Ihre beste Freundin gab ihr Talent auf, ihr größtes Geheimnis, einfach so wie in Luft aufgelöst. Aber Meggie gab nicht auf. , Wenn die Liebe in ihr gestorben ist, braucht sie jemanden, der sie in ihr wiederbelebt.....´,dachte sie und stand auf . Sie ging etwas durch den Schuppen und grübelte: „Morgen fängt doch das neue Schuljahr an, oder?“- „Ja, wieso?“- „Dann sind wir in der M&A L.A. und gehen einen neuen Weg. Du in der Instrumentenwerkstatt und ich in der Pianisten-klasse und  der Tänzer-AG. Aber wenn du möchtest, gehen wir zusammen in die Gitarristenklasse, damit wir wenigstens ein Fach gemeinsam haben.“ Katie nickte und lächelte ein wenig. „Natürlich Meggie. Ohne dich würde ich es gar nicht aushalten. Wer weiß, in welcher Klasse Hayley ist. Bist du dir sicher, dass du wegen mir extra ein neues Instrument erlernen möchtest? Wir können auch gemeinsam in die Tänzer-AG gehen, wenn du möchtest.“ - „Wenn du möchtest können wir auch in beide Kurse gehen! Tanzen ist gut für die Fitness, und wenn ich ein neues Instrument erlerne, kann es nicht schaden, zwei Instrumente zu beherrschen. Wusstest du eigentlich, dass nebenan direkt das Sportinternat ist? Die haben dort bestimmt ultra süße Jungs, die vor Muskelkraft nur protzen!“
Katie schmunzelte: „Was du immer nur mit deinen Jungs hast. Es kommt nicht auf die Muckis an, sondern auf das Herz...Ob er ein Mädchen wirklich liebt oder ihr nur was vorspielt, um vor seinen Kumpels anzugeben!“ Meggie verdrehte die Augen: „ Warte es ab, auch DU wirst dich irgendwann  noch verlieben! Es muss ja kein Sportmuffel sein, aber ein Musiker wird’s bestimmt! So ich muss jetzt nach Hause, sonst krieg ich Ärger.“ Mit einem Lächeln im Gesicht schloss sie die Tür auf, schnappte sich ihr Fahrrad und radelte davon. Katie machte hinter ihr die Tür zu und ging schlafen, um für den ersten Schultag fit zu sein.

Am nächsten Morgen trafen sich Meggie und Katie an der Haltestelle und warteten auf den Schulbus. Hayley wurde mit einem Privatchauffeur in einer Limousine zur Schule gefahren.„Typisch für diese Zicke. Die gibt dein ganzes Vermögen aus! und du darfst nicht mal mitfahren! Was denkt die sich eigentlich, wer sie ist? Diese Möchtegernprinzessin? Ich hätte an deiner Stelle die Suppe vergiftet, dann wärst du die Tussen losgeworden.“, sagte Meggie gehässig und deutete auf die vorbeifahrende Limousine. „Vergiften ist aber auch nicht richtig. Da gibt es bestimmt andere Wege, sie loszuwerden. Wenn ich keinen Weg finde, muss ich noch zwei Jahre warten, bis ich volljährig bin und ausziehen kann. Und was die Limousine betrifft, wäre ich sowieso nicht mitgefahren. Wer will schon mit Hayley in einem Gefährt sitzen? Nein, da nehme ich lieber den Bus!“ Meggie zuckte mit den Schultern und gähnte. „Was ist los Meggie? Hast du nicht geschlafen?“, fragte Katie sie. „ Ich hab höchstens fünf Stunden geschlafen. Ich war so aufgeregt und hab noch viel über die letzten Tage nachgedacht. Apropos Schlafen: Wie hast du eigentlich auf deiner Luxusliege gepennt?“ Nun fing Katie auch an zu gähnen: „ Naja, etwas gewöhnungsbedürftig. Ich glaube, ich werde die alte Hängematte vom Dachboden runterholen. In der hab ich als kleines Mädchen immer am besten geschlafen.“ Auf einmal lachte sich Meggie kaputt. Katie wusste nicht, was so witzig war und starrte sie mit einem fragenden Gesicht an: 
„Was..was ist los? Hab ich was komisches gesagt?“- „Du, du hast runterholen gesagt!“ Mit einem verschmitzten Lächeln boxte Katie ihr in die Seite: „ Oh mann. Du denkst so was von zweideutig!“ Schließlich lachte sie mit und zeigte auf den ankommenden Schulbus.
Schnell stiegen sie ein und setzten sich. „Katie. Ich bin so nervös! Das ist jetzt die Fahrt in ein neues Leben! Bye bye Thomas Riley High School!!!“

Als sie aus dem Bus ausstiegen, konnten sie ihren Augen kaum trauen: 
Vor ihnen erstreckte sich ein altes Anwesen, das Schulgebäude so beeindruckend von der Architektur und die Schulhöfe so sauber gepflegt, nicht so dreckig und voller Müll wie die alte High School. Und direkt nebenan waren zahlreiche Sportplätze und Sporthallen der Nachbarschule. Auf den Fußballplätzen spielten schon zwei Mannschaften gegeneinander. „Wow...“,stieß Meggie hervor und betrachtete die muskulösen Spieler. Plötzlich verschoss ein Junge kurz vor dem Tor den Ball und beförderte ihn direkt in Meggies Richtung. Direkt sprang Meggie in die Höhe und schoss den Ball mit einem Pfeilrückzieher zurück. Mit einer sanften Drehung kam sie wieder auf die Beine. Der Junge, der den Ball verschossen hatte, kam aus dem Staunen nicht mehr heraus und starrte sie mit offenem Mund an. „Ist das alles, was die drauf haben? Da spielt ja mein Bruder besser! Manchmal trainiere ich was mit ihm, wenn sein Teamtraining ausfällt.“,erwiderte Meggie stolz und ging mit Katie in das alte Gebäude:
An den Seiten waren überall Spinde. In der Eingangshalle stand eine große Tafel, wo die Termine für das ganze Schuljahr und die Anmelde-bögen aushingen. „Kommst du Meggie? Ich glaube, wir müssen zuerst ins Sekretariat, um uns anzumelden.“ - „Ok.“
Im Eilschritt folgten sie den Schildern, bis sie vor dem Sekretariat standen. Katie klopfte und betrat mit Meggie das große Büro.
Fünf Sekretärinnen waren eifrig auf ihren Plätzen, tippten was auf den Tastaturen, sortierten Akten und führten Telefonate.
„Seid ihr die Neuen?“ fragte eine Sekretärin vom hinteren Schreibtisch. „Ja“, riefen Katie und Meggie im Chor und gingen zu ihr hin. „ Katie Smith? Meggie Adams? Hier sind eure Stundenpläne . Die Räume stehen unter den Fächern. Herzlich Willkommen an der Music & Arts School L.A. !“ , führte sie sie schnell ein, ehe sie sich ihrem Computer wieder widmete. Katie und Meggie gingen zurück auf den Flur und verglichen ihre Stundenpläne: „Montags sind wir vier Stunden zusammen! In der dritten und vierten Stunde haben wir zusammen Schauspielunterricht und in den ersten beiden Stunden haben wir Tanz-AG. Oh Gott! Wir kommen noch zu spät!“ Schnell suchten sie den Tanzsaal.
Als sie den Saal betraten, waren schon alle umgezogen, allerdings waren nur Mädchen im Raum und standen der Reihe nach an der Ballettstange, um sich warm zu machen. „ Ihr seid zu spät!“, rief eine Frau , die ihre braunen Haare zu einem Dutt gebunden hatte. „Rasch umziehen!“Meggie schaute sie aber nur fragend an und erwiderte: „Verzeihen Sie die Verspätung! Wir sind neu hier und mussten uns erstmal zurechtfinden.“ -
 „Ok. Aber verspätet euch ja nicht nochmal!“
Schnell liefen Katie und Meggie in die Umkleideräume und zogen sich um.
 „Gut , dass ich ein paar Sachen mitgenommen habe, sonst wären wir jetzt noch mehr am Arsch!“ Meggie lachte und zog ihre Tanzschuhe an.
„ So, da nun alle da sind, können wir ja jetzt mit dem Unterricht beginnen. Ich bin Mrs. Otte und werde euch in diesem Schuljahr im Tanzen unterrichten. Wer hat denn von euch zuvor mal getanzt?“, fragte Mrs. Otte in die Runde. Nur ein paar zeigten auf, was sie etwas ärgerlich machte. „Gut. Also muss ich euch erstmal die Grundlagen beibringen, damit ihr euch auch nicht überanstrengt. Ich tanze etwas vor, und ihr macht mir die Bewegungen nach. Wenn ihr die Schritte schon gut beherrscht, versuchen wir es mal mit Musik.“
Meggie erkannte sofort die Tanzschritte. „Das ist doch ein Tanz aus Dirty Dancing!“, flüsterte sie Katie zu und tanzte in erhöhtem Tempo weiter. Mrs. Otte bemerkte dies , staunte nicht schlecht über Meggies Talent und lobte sie nach der Doppelstunde. Katie lobte sie für ihr ausgezeichnetes Taktgefühl.
Auf dem Schulhof unterhielten sich Meggie und Katie über ihre erste Stunde .„War doch nicht schlecht , oder? Ich finde es cool, dass sie Tanzschritte aus bekannten Filmen genommen hat,“ sagte Meggie und biss in ihr Sandwich. „Ja, da haben wir eine gute Lehrerin bekommen, die nicht wie andere französische Lehrerinnen nur Ballett tanzen will.“
„Gleich haben wir Schauspielunterricht. Bin schon gespannt, was wir einstudieren werden.,“ erwiderte Meggie und beobachtete die Fußball spielenden Jungs in der Ferne. „Wärst du lieber auf das Sportinternat gegangen?“, fragte Katie und trank  etwas Wasser. Meggie schüttelte den Kopf: „Ach quatsch! Ich will doch nicht so wie mein Bruder werden, da werde ich lieber eine begabte Tänzerin, die mit tollen Sängern in Musicals mitspielt.“ Katie nickte und schaute auf die Uhr. „Es klingelt gleich. Lass uns schon mal reingehen, damit wir den Raum rechtzeitig finden.“

Im Gebäude mussten sie nicht lange suchen. Der Schauspielkurs fand direkt im Theatersaal statt.Auf der Bühne saßen schon andere auf ihren Stühlen und begrüßten sie mit neugierigen Blicken.
Nur eine senkte den Blick: Es war Hayley. Sie trug eines von Katies T-Shirts und verschränkte die Arme. Meggie und Katie saßen sich nach ganz hinten, damit sie ihre Gespräche nicht hören konnte. „Was, DIE in unserem Kurs?“, fragte Meggie Katie und schaute grähmig zu Hayley.
 „Das T-Shirt, was sie gerade trägt, hat mir meine Mum vor drei Wochen aus Paris mitgebracht.“, erwiderte Katie trocken, als ihr eine Träne die Wange herunterlief. „Mensch Katie... Gib nicht auf. Irgendwann wird der Tag kommen, wo du sie zurückschlagen wirst und dann müssen DIE Lumpen tragen!“, tröstete Meggie sie und munterte sie etwas auf.
Plötzlich ging eine Tür auf und ein Mann betrat den Raum. „ Hallo. Ich bin Mr. Williams, euer Lehrer für die Kunst des Schauspielens. In diesem Halbjahr werde ich euch die Grundlagen beibringen und die dazu gehörenden Techniken. Zum Ende des Halbjahres werden wir gemeinsam ein Stück einstudieren. Welches, das werde ich euch noch rechtzeitig mitteilen.“
In der Doppelstunde zeigte er ihnen verschiedene Sprachtechniken und Dialekte. Die meisten fanden es affig. Hayley fand sich zu schade für diese Übung und blieb auf ihrem Platz sitzen. „ Hayley. Deine Mitarbeit geht in die Note mit ein. Wenn du jetzt nicht mitmachst, bin ich gezwungen, dir eine Sechs für diese Stunde zu geben.“ , rief Mr. Williams ihr zu . „Wenn Sie mir ne Sechs eintragen, feuert meine Mum Sie!“ Mr. Manson räusperte sich: „Wenn DU denkst, dass deine Mutter dir alles recht macht und DU nichts für deine Noten machen musst , geh in einen anderen Kurs und tanze den anderen Lehrern auf der Nase herum , aber ich lasse das mit mir nicht machen.“ - „Gut wie Sie wollen... Sie hören von meiner Mum.“ Daraufhin stand sie auf und verließ den Saal. Nach der gemütlichen Doppelstunde wurde Mr. Williams per Durchsage in Mrs. Sparks Büro gebeten und wurde die darauf folgenden Wochen nicht mehr gesehen.

In diesen Wochen lebten Katie und Meggie sich allmählich ein. Sie hatten viel Spaß im Unterricht und zeigten dies auch dementsprechend den Lehrern.
Und auch bei Hayley fühlten sich die anderen Lehrer gezwungen , ihr gute Noten zu geben, um nicht auch noch gekündigt zu werden.
Katie lebte in der Instrumentenwerkstatt richtig auf. Immer Donnerstags und Freitags arbeitete sie in der Instrumentenwerkstatt-AG mit und ließ sich kaum ablenken. Die anderen nannten sie bald , die Gitarrenspe-zialistin´, weil sie die Gitarren wie neu herrichtete.Anders war es zuhause:

 Morgens musste sie immer um fünf Uhr aufstehen , sich schnell fertig machen, dann Frühstück zubereiten und die Königinnen wecken. Um sieben Uhr ging sie dann mit Meggie zum Schulbus , während Hayley mit Shannon in einer Limousine immer gebracht wurde. Nach der Schule musste sie direkt in der Küche das Essen zubereiten. Nach dem Mittagessen, stand der Abwasch an, dann das Wäschewaschen , Bügeln und andere Haushaltsdinge. Spät abends ging sie erschöpft in ihre Hütte, machte Hausaufgaben, wenn sie welche aufbekommen hatte, und fiel dann müde ins Bett. Wenigstens musste sie die Hausaufgaben von Hayley nicht noch mitmachen, denn die hatte ihre eigenen Streber, die ihr die Hausaufgaben machten. Neben künstlerischen Fächern hatten sie ja noch die normalen Schulfächer wie Mathe, Englisch, weitere Fremdsprachen, Sport und naturwissenschaftliche Fächer.

Das Wochenende war für Katie am Schlimmsten, denn da wurde ihr am meisten Arbeit aufgehalst. Die Schule war für sie der einzige Zufluchtsort, an dem sie einigermaßen sie selbst sein konnte. Meggie wusste dies und schlich mit ihr meist in den Mittagspausen, wenn alle das Gebäude verlassen hatten, in die Musikräume. „ Ach Katie, warum lässt du das nur mit dir machen? Das ist doch schon eine Fabrik und kein Zuhause 
mehr...“, redete Meggie mit ihr. „ Meggie. Wenn ich das nicht mache, werfen die mich ganz raus und dann lebe ich auf der Straße, vielleicht von Straßenmusik und bleibe eine Obdachlose. Für mich ist es gerade der einzige Weg, meine Ziele zu erreichen. Shannon würde mich nicht nur rausschmeißen, sondern auch noch deine Zukunft versauen und dir jegliche Stipendien unterdrücken.“ - „Du machst es also auch für mich? Oh Katie! ...Beste Freundinnen für immer und alle Zeiten!“ Beide umarmten sich und verspürten einen Moment des Glücks. „ Los Katie! Alle sind gerade draußen! Schnapp dir ne Gitarre und und sing dir die Seele vom Leib!“ Aber Katie lehnte ab: „Nein Meggie! Du weißt doch ,dass das nicht geht! Vergiss es ich werde nicht singen! Höchstens mal die Gibson ausprobieren.“ Enttäuscht stöhnte Meggie auf, während Katie sich die Gitarre holte.  Eine wunderschöne Westerngitarre im Sunburst-Farbton! Meine Lieblingsfarbe bei Gitarren! Aber anschließen werde ich sie nicht, das könnte sonst Shannon hören. Verschließ  gut die Tür!“ Nachdem Meggie die Tür gut verschlossen hatte, legte sie los.
Zunächst spielte sie sich mit der Melodie aus Ed Sheerans ,I see fire´   warm, dann hielt sie es nicht mehr aus und  begann zu singen:


Now I see fire
Inside the mountain
I see fire
Burning the trees
And I see fire
All of we souls
And I see fire
Blood in the breeze
And I hope that you remember me

Oh, should my people fall in
Surely I'll do the same
Come finding mountain holes
We got too close to the flame
Calling out for the rope
Hold fast and we will
Watch the flames burn and over
The mountain side

Desolation comes upon the sky

Now I see fire
Inside the mountains
I see fire
Burning the trees
And I see fire
All of we souls
And I see fire
Blood in the breeze
And I hope that you remember





Plötzlich hörte sie auf zu singen. Meggie begann zu klatschen: „Bravo Katie! Ich wusste , dass du es noch kannst! Singe für deine Eltern, auch wenn sie es nicht hören können. Befrei dich aus deinem Elend mit dem Singen!“ - „Pscht!“, machte Katie und zeigte auf die Tür. Schnell legte sie die Gitarre weg und versteckte sich mit Meggie hinter dem Vorhang einer kleinen Bühne.
„ Was ist denn?“, flüsterte Meggie und schaute sie fragend an. „ Da draußen ist jemand. Vorhin hat sich die Klinke bewegt.“- „ Das kann doch auch der Wind sein?!“
Plötzlich öffnete sich die Tür und zwei Jungs betraten den Raum. Der eine hatte blonde Haare und einen muskulösen Körper, der andere versteckte seine schwarzen Haare unter einer Kappe und trug ein Basketball-Trikot. „Luke? Was sollen wir denn hier drin? Ich dachte, du suchst nach Talenten?“, fragte er den blonden Jungen. „ Aber Sam! Hast du denn eben nicht diese geniale Stimme gehört? Sie kam eindeutig aus diesem Raum. Das ist genau das Talent, was ich für die Show meines Vaters suche!“ - „Luke, mach dich nicht verrückt. Wir werden diese Stimme schon finden. So groß ist diese Schule ja nicht. Vielleicht macht dieses Mädchen in einem Gesangskurs mit. Gleich ist die Pause zu ende , dann können wir ja mal durch die Klassen gehen und uns die Stimmen anhören.“ Luke nickte und sah die Gibson Gitarre an der Wand hängen. „ Oh mein Gott! Siehst du diese Gitarre? Die ist mindestens 4000$ wert! So viel Zeit wird doch noch sein, die auszuprobieren?“ Überredet zuckte Sam mit den Schultern und schloss die Gitarre an den Verstärker an, während Luke eine CD in den Player einlegte. Die Mädchen bemerkten sie dabei nicht. Schnell griff Luke ein Paar Akkorde und drückte beim Player auf die Wiedergabetaste.
Sam lehnte sich an eine Wand und hörte Luke beim Singen zu:





 I'm lost in a world that rattles my brain
I'm cleaning up my life from the mess you made
Oh o, Whoa oh-oh o
My soul's in debt but my bills are paid
I'd give anything just to make an escape
Oh-oh o, Whoa oh-oh o

So you can keep knockin', knockin', knockin'
Baby you're knockin'
But there ain't no way I'm ever letting you in
Not again
So keep on knockin', knockin', knockin'
But baby you're better off walking
'Cause I ain't gonna let you in
Never again, no not again

So, so long honey there's no debate
We lived in a dream then faced to fate
Oh o, Whoa oh-oh o
And I'm scared to engage so I stare at the stage
And pour out my heart to the blank of a page
Oh o, Whoa oh-oh o

Ah ah ah

So you can keep knockin', knockin', knockin'
Baby you're knockin'
But there ain't no way I'm ever letting you in
Not again
So keep on knockin', knockin', knockin'
But baby you're better off walking
'Cause I ain't gonna let you in
Never again, no not again

I went out on a limb again
I guess I had to lose to win
I was too confused to know which way to turn
And she could be a millionaire
Be a model I don't care
'Cause baby there's nobody home
Nobody's home, yeah

So you can keep knockin', knockin', knockin'
Baby you're knockin'
But there ain't no way I'm ever letting you in
Not again
So keep on knockin', knockin', knockin'
But baby you're better off walking
'Cause I ain't gonna let you in
Never again, no not again


 (Link zum Original Video: https://www.youtube.com/watch?v=6xBQIcytTL4)

Das Timing war perfekt: Kurz bevor es klingelte, war der Song zu ende und die Jungs beeilten sich, die CD aus dem Player zu nehmen, den Verstärker auszuschalten und die Gitarre wieder in den Ständer zu hängen. Nachdem sie den Raum verlassen hatten, atmeten Katie und Meggie auf: „Das war aber knapp!“ - „Hast du seinen Song gehört? Er hat so eine schöne Stimme!“,schwärmte Katie. „Hast du gehört, was er über DEINE Stimme gesagt hat? Er würde dich gerne in einer Show singen lassen!“ Katie lächelte . Als Meggie ihren Blick sah, wurde ihr klar, dass sich Katie verliebt hatte und schmunzelte mit ihr: „ Ich glaube, wir sollten auch gehen, nachher werden wir noch erwischt!“ Katie nickte und ging mit ihr zum Tanzsaal.

In den folgenden Wochen sprach es sich auf den Gängen herum, dass Luke nach Katies Stimme suchte, aber seine Suche blieb erfolglos. Doch Katie dachte nur noch an ihn und vernachlässigte sogar ihre Haushaltspflichten zuhause, sodass sich Shannon und Hayley fragten, was mit ihr los sei. „Ich finde es schon heraus, Mum!“, sagte Hayley zu Shannon unter vier Augen. Immer wenn Katie einen Fehler machte, wurde sie von den beiden gemobbt und bekam noch mehr Arbeit aufgehalst. Irgendwann verlor Katie ihren Stolz und akzeptierte ihr Schicksal, auch wenn Meggie immer wieder versuchte, ihr Mut zu machen. Es half alles nichts. ,Katie braucht jemanden, der sie liebt und ihr Hoffnung schenkt und das kann echt nur ein Freund,´dachte Meggie und beschloss, dem Glück auf die Sprünge zu helfen, indem sie eine Kopie von der CD machte , wo Katies Songs alle drauf waren, und diese heimlich in Lukes Spint legte. Als Luke die CD fand, war die Überraschung groß! Er konnte nicht aufhören, die CD sich anzuhören und machte ebenfalls eine Kopie von der CD, die er zu seinem Vater schickte, einem berühmten Musikproduzenten. 

Ein paar Tage später rief sein Vater ihn an: „Luke? Wo hast du dieses Mädchen her? Die hat das Zeug zum Superstar! Wehe dir, wenn es nicht Ende des Halbjahres bei der Talentshow singt! Einen Plattenvertrag hat es bei mir sowieso schon sicher!“ Luke lächelte , wusste aber immer noch nicht, wer die geheimnisvolle Sängerin war. Er musste sie einfach finden!
 „Sam! Du glaubst es nicht! Mein Vater will mit dem Mädchen einen Plattenvertrag und dass sie bei der Talentshow singt! Wir müssen sie unbedingt finden!“ Sam nickte: „Aber wo sollen wir noch suchen? Wir haben doch schon alle Gesangskurse abgesucht?“ - „Vielleicht ist das Mädchen ja gar nicht in einem Gesangskurs! Wir sollten mal die anderen Kurse überprüfen! Ich gehe in die Instrumentenwerkstatt und du mal in die Klavierklassen!“

Zufälligerweise hatte Katie gerade in der Instrumentenwerkstatt zu tun und besaitete eine E-Gitarre.
Plötzlich drehten sich alle um. Luke ging durch den großen Raum, der sich im Keller hinter der Theatersammlung befand.
„Hallo Leute ! Wie es sich sicherlich schon rumgesprochen hat, suche ich das Mädchen , das neulich eine wunderbare CD in meinen Spint gelegt hat. Da ich schon in allen Klassen der Sänger war, dachte ich mir, vielleicht können ja auch welche von euch Handwerkern singen.“ , begrüßte er die anderen. Katie erkannte sofort seine Stimme wieder und wurde ganz aufgeregt, sodass sie sich nicht traute, sich umzudrehen. Einige Mädchen von der Holzbläserreparatur stürmten direkt auf ihn zu und zogen ihn in eine Kammer, wo sie in Ruhe und ungestört singen konnten. Doch Luke fand deren Gesang so schrecklich, dass er sich die Ohren zu hielt und verließ die kleine Kammer. „Also wir machen es so: Jeder von euch Mädchen kommt einmal vor die Tür und singt mir etwas vor.“ Daraufhin standen die anderen Mädchen Schlange und konnten es nicht fassen, vor dem süßesten und beliebtesten Schüler singen zu dürfen. Katie traute sich nicht. Als alle einmal dran waren, außer sie, verließ sie den Raum durch eine Hintertür mit der Ausrede, auf Toilette gehen zu müssen. Als Luke dann wieder herein kam, wunderte er sich: „Wo ist das Mädchen, das dahinten gesessen hatte? Sie war noch nicht bei mir !“ Die anderen zuckten mit den Schultern und arbeiteten konzentriert weiter. Mit einem komischen Gefühl verließ Luke den Keller und wartete auf Sam, welcher nun bei der Suche richtig mithelfen konnte, weil er sich ebenfalls die CD mehrfach angehört hatte. „ Und? Warst du wenigstens erfolgreich?“ Sam erwiderte: „ Nee, doch eine, die konnte so geil Klavier spielen, die hätte von der CD die Hintergrundmelodie spielen können. Ihr Name ist Meggie und sie kann sehr gut tanzen.“ - „Ok , dann fangen wir sie bei dem Tanzkurs ab.“
Doch sie erwischten sie nicht mehr. „Komm Sam, vielleicht ist sie ja im Schauspielkurs, wie fast alle Mädchen in dieser Schule.“
Der Unterricht hatte schon angefangen, aber dennoch wagten sie es, Mrs. Tracey zu stören.
„Entschuldigen Sie, Mrs. Tracey. Mein Name ist Luke Dalton und suche eine Meggie Adams. Ist sie hier?“
Und wieder stockte Katie der Atem. „Meggie ? Ja, die sitzt hier. Was willst du denn von ihr?“, fragte Mrs. Tracey neugierig. „Wir wollen nur kurz mit ihr reden, dann sind wir auch wieder weg.“-
„ Ok, aber nur fünf Minuten, weil wir heute wichtiges für die mündlichen Prüfungen durchnehmen werden.“ - „Ach Mrs. Tracey. Katie kann mir doch später alles erzählen.“, sagte Meggie und verließ mit den Jungs den Theatersaal. „Also was gibt’s? Falls ihr das Talent von eurer CD sucht, ich bin´s nicht!“ - „Aber vielleicht die Hintergrundpianistin. Und wir wollten dich fragen, ob du die Sängerin kennst! Mein Vater würde sie gerne unter Vertrag nehmen und Alben aufnehmen.“ - „Ist das dein Ernst? Ne oder? Wieso sollte ich die Songs begleitet haben?“ - „Weil keine so einen tollen Akzent auf dem Klavier hat wie du,“ erwiderte Sam schüchtern. Meggie lächelte ihn an: „Danke für das Kompliment, aber wenn ich die Sängerin wäre, würde ich mich auch nicht direkt trauen, meine wahre Identität zu zeigen, da alle in unterschiedlichen Verhältnissen leben. Ich sag es mal so: Wenn ich sie kennen würde, würde ich euch trotzdem nicht ihren Namen verraten.“ Mit diesen Worten ging sie in den Unterricht zurück und flüsterte mit Katie über das Gespräch. „Hast du das Mädchen gesehen, das neben Meggie gesessen hat? Sie war vorhin auch in der Instrumentenwerkstatt und hat noch nicht bei mir vorgesungen. Als sie dran war, ist sie irgendwie verschwunden.“, erzählte Luke seinem Freund. „Verschwunden? Wie hätte sie denn verschwinden sollen? Dort gibt es doch nur eine Tür! Merkwürdig. Ich glaube, Meggie verbirgt irgendwas, was keiner wissen darf.“ - „Aber wieso legt ein Mädchen erst eine unbekannte CD in mein Schließfach, wenn es gar nicht berühmt werden will?“ - „Vielleicht möchte sie ja berühmt werden, kann es aber aus privaten Gründen nicht, wie Meggie gesagt hat. Vielleicht darf es auch nicht singen...“. „ Naja ich werde meinen Vater mal zur Rektorin schicken, vielleicht weiß sie ja, wer das Gesangstalent an ihrer Schule hat. Am besten spielt er ihr die CD Mal vor: Er muss sowieso die Talentshow von ihr  noch genehmigen lassen.“

Nach dem Unterricht musste Katie mit Harley in Shannons Büro. In der letzten Zeit musste Katie nachmittags immer die Sekretärin spielen , das heißt: Shannon Kaffee bringen und Akten ordnen. Harley saß meist nur im Büro rum und ließ einen Streber in der Zeit ihre Mathehausaufgaben machen, da ihr Katies Rechnungen zu ungenau waren.
Als Luke mit seinem Vater das Vorzimmer betrat, wo Katie gerade hinterm Schreibtisch saß, bekam sie wieder einen Schock, fasste sich aber schnell wieder als Luke sie anstarrte. Per Telefon informierte sie ihre Rabenstiefmutter über den Besuch. „Komm Luke, wir haben viel mit ihr zu besprechen," erwiderte Mr.Dalton.  Luke nickte und starrte beim Betreten des Büros noch immer zu Katie zurück. Plötzlich rief Shannon an und verlangte lautstark nach Kaffee. „Ja , Shannon, kommt sofort,“ stammelte Katie und brachte ihn zu ihr ins Büro.
Vorsichtig balancierte sie die Tassen auf einem Tablett zu Shannons Luxusschreibtisch. „Danke Katie. Du kannst jetzt gehen“, befahl Shannon und wies sie ab. „Aber Mum! Sie kann doch meine Musikhausaufgaben machen! Dieser Streber kennt sich nicht mit Musik aus.“ - „Ok Katie dann geh mit ihr am besten ins Nebenzimmer.“- „Ach das ist doch nicht nötig! Sie können ruhig hier die Hausaufgaben machen. Musik stört uns nicht. Wir wollen Ihnen eh nur ein Angebot machen.“, fiel Mr. Dalton ihr ins Wort und reichte ihr die CD. „ Wenn Sie unsere Talentshow genehmigen und uns dieses Talent liefern, machen wir sowohl das Talent als auch Ihre Schule steinreich. Mein Sohn hat vor wenigen Tagen diese CD zugesteckt bekommen. Anscheinend geht das Talent auf Ihre Schule und möchte anonym bleiben.“ Shannons Augen wurden bei dem Wort´steinreich´     größer und sie legte die CD in die Hifi-Anlage, die ursprünglich mal Katie gehört hatte.
Katie schauderte es, als sie ihren Song hörte. Harley bemerkte dies und schaute zu Luke Luke, der noch immer Katie anstarrte. „Willst du nicht weiter die Noten umschreiben? Du bist noch nicht fertig!“, schwärzte Harley sie an, woraufhin Katie sofort weiterarbeitete. Nach fünf Minuten war sie fertig. „Shannon, kann ich jetzt nach Hause? Der Bürokram ist soweit  erledigt, Hayleys Hausaufgaben sind fertig und Zuhause wartet noch was Arbeit auf mich.“
Shannon nickte, nachdem sie die Musik etwas leiser gemacht hatte : „Geh nur Katie , vergiss aber die Wäsche nicht.“ Mit einem hämischen Lächeln verließ sie das Büro.
„ Ach mir fällt auch gerade ein, dass ich noch was erledigen muss.“, rief Luke und stand schon auf. „ Geh nur mein Sohn. Wir sehen uns ja heute Abend, dann ich dir ja alles erzählen.“ - „ Danke Dad.“ 

Schnell stürmte Luke aus der Schule, um Katie noch einzuholen. Er fand sie an einer Bushaltestelle und setzte sich neben sie auf die Bank. „Hey. Du warst heute in der Instrumentenwerkstatt, bist aber plötzlich verschwunden, warum?“ - „Ich... musste zu Toilette und wollte das Vorsingen der anderen nicht stören, da hab ich einfach die Hintertür genommen.“, erwiderte sie schüchtern. „ Aha. Hättest du denn gesungen, wenn du nicht gemusst hättest?“ - „ Naja... Ich kann nicht besonders gut singen, da hätten dir die Ohren weh getan, wie bei den ersten Dreien.“ - „ Würdest du denn jetzt für mich etwas singen? Hier sind wir ja unter uns, alle sind schon zu Hause...“ - „Nein, besser nicht. Verzeih, aber ich muss jetzt nach Hause, sonst gibt es wieder Ärger, wenn ich heute nicht rechtzeitig fertig werde.“
Der Bus hielt an der Haltestelle und Katie stieg ein,winkte ihm aber noch zurück. , Mhm. Seltsam dieses Mädchen.... Irgendwie wirkt sie sehr unterdrückt von der Rektorin. Ob sie bei der wohl lebt ? ´, dachte er und rief : „Warte mal! Ich fahre auch mit.“ Schnell fuhr der Bus los, sodass beide in eine leere Sitzreihe fielen. „Oh! Fährt der immer so?“, fragte Luke und sah, wie sich die anderen Fahrgäste im Sitzen an den Haltegriffen festhielten. Katie nickte. Während der Fahrt schauten sie sich immer wieder an. „Sag mal, verstehst du was von Gitarren? Ich hab in der Werkstatt eine Gitarre auf deinem Tisch gesehen.“ Katie nickte: „Ja , ein wenig... Wieso?“ - „Naja, meine Fender Stratocaster schnarrt beim Spielen ein wenig.“ - „Oh , das ist nicht so schlimm. Du musst einfach nur die Wirbel nachziehen. Wenn du willst, bring doch am Montag deine Gitarre zu uns in die Werkstatt! Da hab ich die nötigen Werkzeuge.“ - 
„Danke, Katie“, erwiderte er erleichtert und lächelte sie an. Katie errötete ein wenig und fühlte sich von seinem Lächeln geschmeichelt. „Da vorne muss ich aussteigen. Schönes Wochenende !“ Mit diesen Worten stieg sie aus und Luke fuhr ins Nirgendwo, unwissend, wo er hinfuhr, stieg  er später am Bahnhof aus.

Zuhause angekommen, hatte Katie viel Arbeit vor sich. Hayley hatte lauter Berge von Klamotten in ihrem alten Zimmer hinterlassen, das Geschirr in die Spülmaschine unordentlich rein geworfen und Shannon hatte das alte Schlafzimmer ihrer Eltern zu einem Schlafgemach umgebaut, welches dem einer indischen Kaiserin glich. Katie bekam einen Schock. „Oh Gott! Was habt ihr nur aus meinem Zuhause gemacht! Was habt ihr mit den Sachen meiner Eltern gemacht? Wie kann man nur so gemein sein?“ , rief sie mit schluchzender Stimme und warf sich weinend auf Shannons Bett. Sie hatte gerade sturmfreie Bude und war ganz allein mit der Arbeit. ,Vielleicht kann Meggie mir helfen...´,dachte sie und rief ihre beste und einzige Freundin an. „Meggie, ich bin´s. Ich bin gerade allein zuhause. Während die Zickentochter mit ihrer Mutter in der Schule hockt, soll ich noch mehr arbeiten... Komm bitte her. Ich will dir was zeigen!“ Nach einer halben Stunde war Meggie da und staunte nicht schlecht über das verwüstete Zimmer und das Kaisergemach. „Wie kann man nur so was machen? Die haben dein Zuhause komplett auf den Kopf gestellt, ohne dich zu fragen und behandeln dich als wärst du Cinderella!!! Es wird Zeit, dass du Luke dein Geheimnis lüftest! Du wirst reich und kannst dann hier weg!“ - „Aber Meggie! In diesem Haus steckt meine ganze Erinnerung an meine Eltern, an unsere gemeinsame Kindheit! Wenn hier einer weg muss, dann sind es diese .. diese... blöden aufgeblasenen und hochnäsigen Sumpfkühe!!!“ Plötzlich verstummte Meggie und gab Katie ein Zeichen, sich mal umzudrehen. Hinter ihr stand Shannon, mit den Armen verschränkt und einer ernsten Miene rastete sie aus: „Wie kannst du nur so was sagen? Sei froh, dass wir dich hier am wohnen lassen! Deine Eltern wären bestimmt nicht stolz auf eine obdachlose Tochter gewesen. Und außerdem habe ich es mir hier nur gemütlich gemacht. Ab sofort darf deine Freundin dich nur noch in deinem Schuppen besuchen und du! Für dich lasse ich mir auch noch was einfallen....“ - „Shannon. Ab sofort kannst du eine Haushälterin engagieren !!! Ich mach da nicht mehr mit. Von mir aus wechsle ich wieder zu meiner alten Schule zurück und wenn Meggies Eltern nichts dagegen haben, ziehe ich bei denen ein! Ach ja und noch was! Ihr solltet froh sein, hier überhaupt wohnen zu dürfen! Meine Eltern, die du überhaupt nicht gekannt hast, haben mir alles vererbt, auch das Vermögen, wovon ihr täglich diese Limousine bezahlt und auch das restliche Geld von den Konten verprasst. Ihr könnt mir alles wegnehmen, nur nicht meinen Stolz. Ihr könnt mich unterdrücken wie ihr wollt, meine Seele verletzt ihr nicht!!!“ Da war Shannon baff! Sie hätte nicht gedacht, solche Worte aus Katies Munde mal zu hören. Anschließend verließen Meggie und Katie das Haus und verbarrikadierten sich im Schuppen, um wenigstens einen Abend mal Ruhe zu haben.

Nach ein paar Stunden klopfte Shannon an die Tür.
„Starke Worte für ein unreifes Kind wie du! Allerdings werde ich von einer Verweisung von der Schule bei euch beiden absehen, wenn du mir verrätst , wem die Stimme auf der CD gehört. Ich kann mir denken, dass du es weißt. Wenn ich das Talent gefunden habe, werde ich so reich werden, dass wir uns eine Haushälterin leisten können.“ - „Aber das können wir jetzt doch auch noch !“, fiel Katie ihr ins Wort. „Rede doch nicht immer dazwischen! Also: Wenn du mir nicht ihren Namen verrätst, musst du halt weiter den Haushalt schmeißen und ich verbiete dir zu der Party am kommenden Freitag zu gehen und zur Talentshow zu gehen.“ - „Was? Nächsten Freitag ist eine Party?“, riefen Meggie und Katie im Chor und schauten sich hinter der verschlossenen Tür verwundert an. 
„Allerdings. Nur wird das den anderen erst am Montag mitgeteilt. Und es wird eine Art Maskenball, auf den DU garantiert nicht hingehen darfst, vorausgesetzt du verrätst mir ihren Namen!!!“ Mit diesen Worten rauschte sie ab und Katie und Meggie waren ungestört . „Du , Meggie... Du weißt ja, dass ich manchmal nachmittags die Sekretärin vertrete.“ - „Ja, aber manchmal ist untertrieben, du bist fast jeden Schultag dort!“ - „Ja, ist jetzt auch egal, aber heute kamen Luke und sein Vater in Shannons Büro, um die Talentshow zu besprechen. Du weißt ja, dass sein Vater Musikproduzent ist. Sie haben Shannon beauftragt, die Sängerin der CD zu finden, welche DU in Lukes Spint gelegt hast! Und dass das Talent bei der Show singt. Gib ruhig zu , dass du ihm die CD untergejubelt hast.“ Meggie schmunzelte verlegen , fasste sich aber sofort wieder : „Ok , ok. Ich geb es zu: Ich habe die CD in seinen Spint gelegt, aber nur, weil du dich nicht getraut hast, da wollte ich dem Schicksal was auf die Sprünge helfen, damit deine Liebe nicht ganz verloren geht. Und was Shannon betrifft, würde ich ihr an deiner Stelle nicht den Namen verraten, wer weiß, wozu diese Kuh noch fähig ist.“
Katie schüttelte den Kopf : „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass  Luke und seinem Vater meine Songs gefallen... Weißt du was? Ich werde einen Song schreiben, als Antwort auf Lukes Song, den er im Musikraum gesungen hat. Ich werde mich auf den Maskenball schleichen und ihn singen.Ich müsste nur den richtigen Moment finden, mal alleine mit ihm zu sein.“
Meggie fing an zu strahlen: „Endlich! Ich habe meine alte Katie wieder!“ Mit Freudentränen in den Augen umarmte sie Katie. Auch Katie war ganz erstaunt über sich selbst. Heute hatte sie es mal geschafft, sich gegen Shannon zu wehren und mal wieder an Dinge zu denken, die sie liebt...
„Komm Meggie, fangen wir schon mal mit dem Songtext an“ , munterte sie sie weiter auf und schnappte sich ihr Songbook.
Das ganze Wochenende arbeiteten sie zusammen an dem Text und an der Melodie.

Am Donnerstag waren alle gespannt auf die Party, sodass viele den Unterricht vergaßen. Auch Katie war ganz durch den Wind und summte in der Instrumentenwerkstatt immer wieder die Melodie ihres neuen Songs. „Katie?“ Plötzlich stand Luke mit einem Gitarrenkoffer in der Hand hinter ihr.
„Oh... Hi Luke.“, begrüßte sie ihn verlegen und und machte ihre Werkbank für seine Gitarre frei. „Ok, dann zeig mal die Verletzte her.“ Mit einem Lächeln im Gesicht legte er den Koffer auf einen benachbarten Tisch, öffnete ihn und holte seine Fender behutsam raus. Der Hals war abgebrochen, die meisten Saiten gerissen und der Humbucker hing etwas raus.
„Oh , was ist mit ihr denn passiert?“ - „Naja, ich hatte neulich ein paar Freunde bei mir .Wir haben einen Karaokeabend gemacht und einer von ihnen wollte wohl Richy Blackmore von Deep Purple nachmachen, indem er die Gitarre durch die Wohnung schmeißt. Ich nehme es ihm auch gar nicht übel. Wir alle hatten zu viel getrunken und ich glaube, er weiß auch nichts mehr davon. Am besten ist, du schaust sie dir mal an und sagst mir dann einen ungefähren Preis für die Reparatur.“
„Preis?... Hier brauchst du nichts bezahlen. Die Schule liefert uns die nötigen Ersatzteile gratis.“
„Aber nicht, wenn ein neuer Humbucker und ein neuer Hals zusammen mehr als 4000$ wert sind .“
„Oh... Ok... Aber zuerst muss ich sie zur Hälfte auseinander bauen, um zu sehen, wie weit die Elektronik beschädigt ist. Wäre doch schade, wenn man mit ihr nicht mehr richtig abrocken könnte.“ Luke schaute sie verwundert an : „Irgendwie bist du jetzt ganz anders als letzte Woche. Letzte Woche warst du so schüchtern und verschlossen, trautest dich kaum etwas zu sagen. Hier blühst du voll auf.“ - „Ja, ähm... Werkkunde ist halt mein Lieblingsfach .“
Rasch machte sie sich ans Werk und schraubte stundenlang an der teuren Fender rum . Luke schaute ihr die ganze Zeit über die Schulter und bewunderte ihre Freude an der Arbeit. „Musst du nicht in den Unterricht?“, fragte sie ihn zwischendurch. „Nein.. Ich hab jetzt sowieso zwei Freistunden. Wenn du willst, kann ich dir was helfen.“ Katie lächelte verlegen und drückte ihm den Gitarrenhals in die Hände. „Hier. Wenn du magst , kannst du schon mal die Saiten entfernen. Unten hab ich sie schon abgeschnitten. Ich muss dann nur noch die Enden auf der Rückseite herausziehen, sobald ich die Gitarre aufgeschraubt habe.“ Es vergingen Stunden, bis Katie mit den Saiten fertig war und die Elektronik überprüft hatte. Schließlich wendete sie sich nun dem Hals zu. „Ach du liebe Zeit! Ich glaube, da müssen wir den Spezialleim verwenden! Oder wir montieren einen neuen Hals samt Griffbrett an die Gitarre, das wäre einfacher.“ Luke entschied sich für die zweite Möglichkeit und suchte sich im Lager einen schon fertig gebauten Hals aus. Zwischendurch wurde er immer wieder von Mädchen aus Katies Kurs gefragt, ob er schon ein Date für die Party hätte. Er blockte immer wieder ab, bis er auf die Idee kam, Katie zu fragen. Als er wieder zur Werkbank zurückkehrte, nutzte er die Gelegenheit : „ Du , Katie? Gehst du auch morgen auf die Party?“ Katie schaute zu ihm auf und lehnte mit einem traurigen Blick ab: „ Nein... Ich darf nicht gehen...Sonst bekomme ich von Shannon noch mehr Arbeit aufgehalst.“ - „Shannon?“ - „ Die Direktorin...“ - „Ist sie deine Mutter?“ Katie räusperte sich : „ Adoptivmutter... Meine Eltern sind in diesem Sommer bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen... Du hast bestimmt das bestimmt im Fernsehen gesehen... Beerdigen darf ich sie immer noch nicht, da die Polizei die Leichen immer noch nicht freigegeben hat... Kaum waren meine Eltern tot, hat mir eine vom Jugendamt schon Shannon als Stiefmutter aufgehalst. Wahrscheinlich hat die so schnell eine Erstatzmutter für mich gefunden, weil ich die einzige Erbin bin und das Vermögen automatisch den Pflegeeltern in die Hände fällt. Von einem Tag auf den anderen fuhr sie mit ihrer Tochter Harley in einem Umzugswagen auf das Anwesen, krempelte alles um, warf mich aus meinem Zimmer um Platz für ihre leibliche Tochter zu schaffen und machte aus dem Schlafzimmer meiner Eltern ein Schlafzimmer im indischen Stil... Während die in einer warmen Villa wohnen, muss ich in einer Gartenlaube schlafen zwischen einem Grillrost und Gartenstühlen und den Haushalt verrichten, um dort wohnen zu dürfen. Die vom Jugendamt ist zufälligerweise Shannons Schwester, welche sich nicht im geringsten für meine Beschwerden interessiert... Vieles was mir in meinem Leben Freude bereitet, hat Shannon mir verboten... Und nun erpresst sie mich.. Ich darf nicht auf die Party gehen, weil ich ihr nicht bei der Suche nach dem Talent helfe.“
Mitfühlend setzte Luke sich neben sie und legte seinen Arm um sie. Ein paar Tränen liefen an ihrer Wange runter und Luke wischte sie weg. „Auch ich bin gefangen... Mein Vater möchte, dass ich eines Tages seine Firma übernehme, dabei will ich selbst auf Bühnen stehen und Musik machen. Er interessiert sich nicht im Geringsten für meine Träume. Bei ihm steht die Arbeit an erster Stelle.“ „Bei meinen Eltern stand auch die Kanzlei immer an erster Stelle, aber dennoch sorgten sie sich immer um mich und wollten dass ich glücklich bin.“ - „Warum willst du Shannon bei der Suche nicht helfen?“ - „Naja...weil... sie mich doch eh nicht auf die Party gehen lassen würde. Und außerdem müsste Shannon selber wissen, wem die Stimme gehört.“ -  Aber niemand kennt sie. Ich habe jeden gefragt von den Hausmeistern bis zu den Lehrern, von den Sekretärinnen bis hin zur Verwaltung. Ich will doch nur wissen, warum sie anonym bleiben will. Auf der CD- Hülle stand nur:

  , Ich schenke dir einen Moment der Magie,
  Ich zeige dir meine Welt in die ich flieh,
    Ich singe , um Frieden in die Herzen zu bringen,
    und die Welt mit Glück zu erklingen.´

Weißt du, einer dieser Songs hat mich wirklich berührt, mich dazu bewegt mit meinem Vater zu reden und ihm von meinen Träumen zu erzählen.“ Katie lächelte und war gerührt . Plötzlich klingelte es zur Pause. „Oh nein! Gleich habe ich Schauspielunterricht! Ist es okay, wenn ich später an der Gitarre weiterarbeite?“, wurde Katie aus dem Moment gerissen und sprang auf. „Ja klar. Vielleicht sehen wir uns dann nochmal, aber ich glaube eher nicht, da ich bei den Partyvorbereitungen mithelfen muss.“ Katie schnappte sich ihre Tasche und winkte ihm beim Verlassen des Raumes.
Nachdenklich blieb er im Raum stehen, bis ihn der Lehrer dazu aufforderte, den Raum zu verlassen und in die Pause zu gehen. ,Armes Mädchen... Wird wie eine Sklavin behandelt und darf nicht mal Spaß haben.´,dachte er und ging zu Sam. Er beschloss ihm davon zu erzählen und verabredete sich mit ihm am Nachmittag.

Am Abend trafen sich Meggie und Katie im Schuppen, um den Song noch einmal durchzugehen.
Als Katie fertig war, klatschte Meggie in die Hände und zog aus einer großen Tüte einen Karton hervor. „Für dich Katie, dein Kostüm für den Ball“. Katie legte rasch die Gitarre beiseite und öffnete vorsichtig den Karton. Ein weiß schimmerndes Prinzessinnenkleid schien ihr entgegen, auf ihm lag eine wundervolle Maske im venezianischen Stil. „Da dieser Party das Motto “Märchenglanz“ hat, und du sowieso nicht zum Shoppen kommst, hab ich dir ein Kostüm besorgt.“ - „Oh Meggie! Da ist wundervoll! Danke! OMG , Das Kleid muss ja ein Vermögen gekostet haben! Ich hoffe, man erkennt mich nicht darin.“ - „Nein, ganz bestimmt nicht. Das Kleid hat mal meiner Großmutter gehört. Ich wette, selbst wenn Shannon vor dir steht, würde sie dich nicht erkennen.“ - „Jetzt fragt sich bloß, wo ich die Gitarre verstecken soll.“ Meggie grübelte: „Wie wär´s mit dem Schulpark? In der Nähe des Brunnens gibt es einen großen Busch und der Brunnen ist im Dunkeln wundervoll beleuchtet, also eine romantische Atmosphäre und die Party findet sowieso in der Turnhalle statt. Am besten ist, wir treffen uns morgen eine Stunde vor der Party im Schulpark. Dann können wir die Gitarre schon im Dunkeln verstecken und uns aufm Schulklo umziehen. Unsere Klamotten können wir ja im Spint verstauen.“ - „Weißt du eigentlich wie schlau du bist? Hoffen wir , dass alles glatt läuft und ich nicht erwischt werde.“ Meggie nickte und versteckte den Karton hinter der Werkbank.

Am nächsten Morgen waren alle so aufgeregt. Überall wurde getuschelt und die Mädchen hatten kein anderes Thema als ihre Dates. Meggie und Katie beschlossen, bei den Partyvorbereitungen mitzuhelfen, um sich nicht im Unterricht zu langweilen. „Wer hat eigentlich den Stundenplan erstellt und den Freitag zu einem normalen Tag mit normalen Hauptfächern umgestaltet? Es gibt nichts schlimmeres als eine Doppelstunde Mathe bei Mr. Nixon.“, lästerte Meggie, als sie eine Girlande aufhing. „Allerdings! Keiner versteht den Stoff bei ihm und dann will er uns auch noch nächste Woche eine Klausur schreiben lassen!“ - „Bei der bestimmt 80% der Klasse durchfallen wird!“, fügte Meggie hinzu und verteilte Snacks auf den Tischen. Du weißt ja wo wir uns nachher treffen?“ Katie nickte und deutete mit einer Augenbewegung in Richtung Toiletten.

Nach der Schule beeilte sich Katie, nach Hause zu kommen und erledigte den Haushalt in Windeseile. Shannon wunderte sich nur über ihr hektisches Verhalten und diese überschwingliche Vorfreude. „Katie?“, sagte sie zu ihr, als sie mit Hayley im Esszimmer beim Mittagessen saß, 
 „Du weißt doch, dass du heute nicht mit auf den Ball kommen darfst? Das hast du dir selbst zuzuschreiben, da du mir bei der Suche nicht geholfen hast.“ Katie nickte und aß stumm weiter. „Katie, was ist denn heute nur los mit dir? Warum bist du so gut gelaunt? Du willst doch nicht etwa doch auf den Ball gehen?“ - „Nein nein, so gerne ich auch hingehen würde, könnte ich es nicht. Auf mich wartet noch ein Haufen Arbeit und außerdem bin ich mit Meggie verabredet.“ - „So so , wo solls denn hingehen?“ - „Ins Kino.“ - „Ok. Dann hab heute mal deinen Spaß. Damit du mir mit deiner unzufriedenen Miene nicht den Abend versaust.“ - „Danke Shannon. Ich spüle nachher ab. Ich muss jetzt los.“ Shannon nickte und schaute ihr fassungslos hinterher. Als Katie die Villa verlassen hatte, sagte Hayley zu ihrer Mutter : „Mum, die führt doch irgendwas im Schilde!“ Shannon nickte und versank in Gedanken.

Katie lief schnell zum Schuppen und holte ihre Sachen . Um nicht gesehen zu werden, verließ sie das Anwesen durch ein Loch in der Hecke und nahm den nächsten Bus.

In der Schule rannte sie zur Toilette, verbarrikadierte sich in einer Kabine und wartete auf Meggie.
Nach einer halben Stunde klopfte sie endlich an die Tür. „Katie? Bist du da drin?“, fragte sie leise. „Ja. Ich komme jetzt raus.“ Als sie die Tür öffnete, kam Meggie aus dem Staunen nicht mehr heraus. Katie hatte sich in der Zwischenzeit umgezogen und ihre Maske aufgesetzt. „Katie! Du siehst einfach fabelhaft aus! Ich schwör dir! Selbst ich hätte dich fast nicht mehr wiedererkannt!“ Katie lächelte und gab Meggie ihre Tasche und ihre Gitarre. „Hier, tu bitte die Sachen in meinen Spint. Es wäre jetzt noch zu früh, schon umgezogen durch die Schule zu gehen. Kannst du die Gitarre schon mal unauffällig verstecken? Ich warte solange hier. Du musst dich ja auch noch umziehen.“ Meggie nickte und lief los. Rasch versteckte sie die Gitarre in einem Busch und eilte mit ihrer Tasche zu den Toiletten zurück. „ Katie, ich bin wieder da. Kannst du mir beim Umziehen helfen?“ - „Klar doch.“
Schnell schlüpfte Meggie in ihr Kleid . Es war ein zauberhaftes Elfenkleid. „Omg Meggie! Du siehst aber auch umwerfend aus! Und die Maske! Wenn Sam dich heute nicht anspricht, weiß ich auch nicht mehr!!“.

Sie warteten noch eine Stunde, bis die Party begann und gingen mit anderen Kostümierten zur Turnhalle. Viele hatten sich als Prinzessinnen, Prinzen und Elfen verkleidet, andere aber auch auch Krieger, Adlige und anderen Sagengestalten. „Unglaublich diese Kostüme!“ , rief Meggie Katie zu und suchte eine Ecke, aus der sie  alle Partygäste beobachten konnten. „Schau mal, sind das nicht Shannon und Hayley?“, deutete Katie in Richtung Bühne. Und tatsächlich ! Es waren Shannon und Hayley, die sich auf ihren Thron neben der Bühne setzten. Shannon hatte sich als Königin verkleidet, während Hayley ein prächtiges Kleid trug , das Katie bekannt vorkam. „Meggie, ist das nicht, das Hochzeitskleid meiner Mutter? Wie kann sie es nur wagen!“ Doch ehe Katie auch nur in ihre Richtung stürmen konnte, hatte Meggie sie fefstgehalten: „Schau! Ich glaube das sind Sam und Luke! Wow! Luke als Märchenprinz und Sam als Herzog! Jetzt ist es dein Teil des Plans, Luke in den Park zu kriegen. Komm, los , mach schon!“
Behutsam ging Katie auf ihn zu, doch er wurde von zahlreichen anderen Mädchen umschwärmt. „Komm Luke, tanz mit uns!“, riefen sie im Chor, doch er wimmelte sie ab und holte sich erst mal einen Drink. Sam hingegen tanzte mit ihnen, was Meggie eifersüchtig machte, da sie heimlich in Sam verliebt war. Und so tanzte sie um ihn herum, bis er den Blick nicht mehr von ihr lassen konnte und wagte dann doch noch ein Tänzchen mit ihr.
Shannon schnappte sich das Mikrofon und begrüßte alle Anwesenden:
„Schön dass ihr alle so zahlreich erschienen seid. Nun wird hier mal Walzer getanzt! Wie es sich für einen königlichen Ball gehört!" Das war Katies Stichwort. Sie schnappte sich Lukes Hand und zog ihn auf die Tanzfläche. „Was zum...? Wer bist du ?“ Katie führte ihn die ersten drei Runden, bis er sich gefangen hatte und selbst führen konnte. Verlegen schaute sie in seine Augen und murmelte leise: „ Ich kenne dein Geheimnis.“ Verdutzt starrte er sie an. Wer war dieses seltsame Mädchen? Und von welchem Geheimnis sprach sie? Schließlich hörte er auf zu tanzen und verließ mit ihr die Turnhalle. „Komm...“, flüsterte sie und führte ihn zum Brunnen in den Park. Im Dunkeln war er hell erleuchtet. ,Ein wirklich romantischer 
Platz´,dachte Katie und setzte sich mit ihm auf eine Bank.
„Was für ein Geheimnis?“ - „Deinem Song.“ Blitzartig holte sie ihre Gitarre aus dem Gebüsch hervor und begann zu singen:






I’m imprisoned, I’m living a lie
Another night of putting on a disguise
I wanna tear it off and step in the light
Don’t you, don’t you?

So now I’m knocking at your front door
And I’m looking for the right cure
I’m still a little bit unsure
'Cause I know,
Yeah I know

That most people see me as ordinary
But if you look close you’ll find I’m very
Interesting and hard to know
You can never tell where this might go
'Cause I’m not your average, average person
I don’t know much, but I know for certain
That I’m just a little bit extra, extra
I’m just a little bit extra ordinary

I can see it from the spark in your eyes
You believe in all the things you deny
You wanna fly and leave your worries behind
Don’t you, don’t you?

Well now I’m knocking at your front door
And I’m looking for the right cure
I’m still a little bit unsure
'Cause I know,
Yeah I know

That most people see me as ordinary
But if you look close you’ll find I’m very
Interesting and hard to know
You can never tell where this might go
'Cause I’m not your average, average person
I don’t know much, but I know for certain
That I’m just a little bit extra, extra
I’m just a little bit extra ordinary







(Link zum Originalvideo:
https://www.youtube.com/watch?v=CpgPpvROtNw)

Er erkannte sofort die Stimme und nahm heimlich ihren Song auf. „Du bist es! Endlich habe ich dich gefunden! Sag, wer bist du?“ Katie lächelte und war froh, ihm endlich den Song vorgespielt zu haben. „Das kann ich dir nicht sagen.“ - „Bitte! Zeige mir dein Gesicht!“ - „Ist dir das Gesicht so wichtig? Kommt es beim Singen nicht eher auf die Stimme und das Herz an ?“ - ,,Ja, aber ...ich habe so lange auf den Moment gewartet, dich zu treffen. Mein Vater möchte, dass du bei der Talentshow singst. Weißt du, mein Vater ist ein sehr wichtiger Mann in der Musikproduktion und war sofort angetan von deinen Songs.“ Auch wenn Katie das wusste , fragte sie ihn: „Du hast sie ihm vorgespielt?“ - „Ja. Du hast ein unglaubliches Talent. Es wäre schade, es der Welt vorzuenthalten
.“ Katie nickte und beschloss, ihre Maske abzunehmen. „Schließe deine Augen,“ sagte sie leise und wartete, bis er die Augen geschlossen hatte. Langsam nahm sie ihre Maske ab und küsste ihn. Plötzlich tauchte Meggie hinter einem Busch auf und zog sie mit sich. „Entschuldige mich bitte...“, erwiderte Katie , als sie die Maske schnell wieder aufsetzte, und folgte Meggie mit der Gitarre unterm Arm. „Katie! Shannon fährt nach Hause. Es wird Zeit zu verschwinden, ehe sie merkt, dass du hier bist!“, flüsterte sie ihr aufgeregt zu, „Geh schon mal vor , ich werde Shannon aufhalten und Luke sagen, dass du ganz schnell weg musstest.“ - „Ok“, erwiderte Katie und nahm eine Abkürzung durchs Gebüsch, wobei sie einen Schuh verlor. Auf einmal hörte sie Shannons Stimme und floh zur Bushaltestelle, wo sie in den nächsten Bus stieg und nach Hause fuhr.Zufällig fand Luke den Schuh und steckte ihn ein.,Wenn ich sie schon nicht mithilfe ihrer Stimme finde, dann hoffentlich mit der Schuhgröße!´, dachte er und ging zur Party zurück.

Schnell rannte Katie in den Schuppen , zog sich um und packte das Kleid mit der Maske in den Karton zurück. Plötzlich klopfte jemand an die Tür. „Katie ? Bist du da?“, rief Hayley und öffnete die Tür. Rasch warf Katie die Bettdecke über den Karton : „Was willst du?“ - „Was versteckst du da? Dein Kleid?“ Verwirrt starte Katie sie an: „Woher weißt du?...“ - „Ich habe dich im Park mit Luke gesehen.“ Fassungslos blieb Katie stehen: „Ach und was hast du genau gesehen?“ - „Euren Kuss“.
„Wirst du mich verraten?“, fragte Katie sie, ohne sie anzusehen und zog sich um. „ Vielleicht, ich weiß nicht.“ Schnell wechselte Katie das Thema: „Weißt du überhaupt was für ein Kleid du da trägst? Das ist das Hochzeitskleid meiner Mutter...Als ich klein war hat sie mir gesagt, dass ich es eines Tages tragen werde, wenn die Zeit gekommen ist. Doch anscheinend kann ich ihr ihren Wunsch nicht erfüllen. Ihr habt mir alles aus meinem alten Leben genommen...Was willst du noch?“
Schweigend stand Hayley da und dachte nach. „Deine Stimme“, sagte sie ruhig und gelassen. „Du hast mich gehört? War ja klar.“ - „Ich will auch so gut singen können wie du. Ich möchte endlich etwas können, worauf meine Mutter stolz sein kann.“ Katie zuckte mit den Schultern: „Wozu? Deine Mutter zeigt dir jeden Tag, wie stolz sie auf dich ist! Sie sorgt dafür, dass die Lehrer dir gute Noten geben, dass du wie ein Prinzessin behandelt wirst und gibt dir sogar das Kleid meiner Mutter, um mich zu demütigen.“  - „Um meiner Mutter zu zeigen, dass ich auch selbst zu was im Stande bin und nicht immer auf sie angewiesen sein will.“ Auf einmal verstummte Hayley und starrte beschämt vor sich hin. Shannon tauchte aus der Dunkelheit hinter ihr auf: „Hayley! Wie kannst du nur so was sagen ? Ich bin immer stolz auf dich gewesen. Und wenn du singen können willst, da wüsste ich schon was... Und Katie! Warum hast du mir nichts von deinem Talent erzählt? Ich hätte dich extra fördern können. Nun steht bald die Talentshow an und wir haben nur die Stimme.“ - „Wie meinst du das, nur die Stimme?“, fragte Katie verdutzt und setzte sich auf ihre Liege. „Schätzchen. Eine Stimme magst du vielleicht haben, aber ein passendes Gesicht? Harley wird auf der Bühne stehen und die Lippen bewegen, während DU hinter der Bühne singen wirst! Jemand wie du wird niemals ein perfektes Aussehen haben, um als Sängerin zu bestehen. Nebenbei könnte Hayley sich bei Luke einschmeicheln, um bei seinem Vater guten Eindruck zu schinden. “ - „Und wieso sollte ich das tun?“, fragte Katie und fühlte sich hintergangen. „Um nicht dein Zuhause und deinen Platz an der Schule zu verlieren und nicht deiner Freundin die Zukunft zu versauen. Ein Klick im Computer, ein falscher Eintrag in der Schülerakte und deine Freundin kann auf der Straße tanzen. Und dein Erbe! Was würdest du sagen, wenn ich es verschwinden lasse? Dann kannst du nicht aufs College und wirst wohl für den Rest deines Lebens hier bei mir bleiben müssen!“
Entsetzt senkte Katie den Kopf und starrte auf den Boden. Die Wut brodelte in ihr wie Lava in einem Vulkan, der jeden Moment ausbrechen könnte. Sie hatte es satt, immer nur das ,Dienstmädchen´ oder die ,Sklavin´ in ihrem eigenen Hause zu sein, immer nur die Drecksarbeit zu erledigen und in diesem Schuppen zu schlafen. „Nein. Meine Stimme kriegt ihr nicht! Keiner kriegt sie! Sie gehört mir ! Mir ganz allein und keiner soll sie haben! Deine Drohungen prallen an mir ab . Und jetzt raus hier! Verlasst meinen Schuppen!“ Rasch war Katie aufgesprungen, hatte Shannon und Harley am Arm gepackt und rausgeschmissen. Ehe die noch ein Wort von sich geben konnten, hatte Katie die Tür hinter ihnen verriegelt und sich ihr Handy geschnappt.

Während sie Meggies Nummer wählte , prügelte Shannon auf die Tür ein und schrie: „ Dafür wirst du bezahlen , du kleines Flittchen! Wenn du nicht endlich raus kommst, reiße ich den ganzen Schuppen ab und verbrenne deine Sachen! Niemand behandelt so eine Sparks!!“


Um dem Geschrei zu entgehen, verkroch sich Katie in ihren Schrank und versuchte nochmal, Meggie zu erreichen, aber sie ging nicht ran. , Wahrscheinlich ist sie noch auf der Party und tanzt mit Sam´, dachte sie und wischte sich die Tränen aus den Augen. ,Ich gönne es ihr. In der letzten Zeit ist sie immer für mich dagewesen und hat auf vieles verzichtet. Ich werde es morgen nochmal versuchen´. Langsam kroch sie wieder aus dem Schrank hervor und hüllte sich in ihre  Decke ein.
Auf einmal war es ganz still, Shannon hatte es wohl aufgegeben und sich  in die Villa zurückgezogen.
Wie lange würde sie es wohl in diesem Schuppen aushalten, ganz ohne Toilette und Nahrung..? 
Die Nacht verging und Shannon stand immer noch am Fenster und beobachtete gespannt den Schuppen.
,,Mum, bist du gar nicht müde?," fragte Hayley sie und lehnte sich im Nachthemd gegen die Zimmertür. 
,,Keiner behandelt so eine Sparks! Wenn ich jetzt schlafen gehe, schleicht die sich bestimmt ins Haus und plündert den Kühlschrank!", murmelte sie eiskalt und würdigte ihre Tochter keines Blickes. 
,,Aber Mum! Tausche doch einfach die Schlösser aus und wenn sie doch noch irgendwie rein kommt, häng einfach ein Schloss vor den Kühlschrank!"
Verlegen drehte sich Shannon um: ,,Du bist gar nicht so dumm wie ich gedacht habe. Los! Rufen wir den Schlüsseldienst an!" 

Während Shannon den Schlüsseldienst rufen ließ, öffnete sich die Schuppentür und Katie trat vollbepackt mit einer Gitarrentasche und einem Wanderrucksack aus dem Schuppen. ,,Schnell weg," murmelte sie und holte ihr Fahrrad. Schnell fuhr sie davon , ohne bemerkt zu werden und radelte im Eiltempo zu Meggies Haus.
Es war spät in der Nacht und kein Licht brannte mehr in den Fenstern der Häuser. Auch bei Meggies Haus war alles still. Schließlich legte Katie ihre Sachen ab und setzte sich auf die Veranda. ,Es wäre sehr unverschämt, sie jetzt  zu wecken. Ich warte einfach bis morgen früh´,dachte sie und schlief ein.

Am nächsten Morgen rief eine Stimme ihren Namen. Es war Mrs. Adams, Meggies Mutter , die sie weckte und schaute sie besorgt an. ,,Nanu? Katie? Was machst du denn hier? Komm erst mal rein!“ Dankbar folgte Katie ihr ins Wohnzimmer und legte ihre Sachen in eine Ecke. Meggie saß gerade am Frühstückstisch und löffelte in ihrem Müsli. Als sie Katie bemerkte, verschluckte sie sich und stand auf: „Katie! Was machst du denn hier? Ist unser Plan schief gegangen? Komm schnell auf mein Zimmer!“
Rasch nahm Katie ihre Sachen und folgte ihr. Sie war Urzeiten nicht mehr in Meggies Zimmer gewesen. An der Wand stand ein schönes schwarzes Klavier, am Fenster war ihr Bett und in der anderen Ecke stand neben einem Bücherregal ein Schreibtisch.
„Los, erzähl schon !“, forderte Meggie und setzte sich mit ihr auf ihr Bett.
„Als ich gestern nach Hause kam und mich schnell umzog , war auf einmal Hayley da und meinte, sie habe mich mit Luke im Park gesehen und alles mitgehört. Dann tauchte auch noch Shannon auf und verlangte, dass ich bei der Talentshow hinter der Bühne singe, während Hayley meine Stimme als ihre ausgibt. Und wenn ich es nicht tue, zerstört sie unsere Zukunft, schmeißt mich von der Schule und wirft mich aus meinem Hause raus .“
Meggie konnte nicht glauben was sie da hörte : ,,Nein! Das kann sie doch nicht machen! Die kann dich doch nicht einfach erpressen! Und was hat sie dir versprochen, wenn du es tust?“ - „Dann muss ich nie wieder die Hausarbeit erledigen, aber wer´s glaubt wird selig. Die hat mich schon so oft angelogen und versucht , mich zu beleidigen, sodass ihre Worte an mir abprallen! Ich habe sie darauf aus meinem Schuppen geworfen, alle beide, und mich eingeschlossen. Aber dann haben die einen Schlüsseldienst bestellt und die Schlösser austauschen lassen, damit ich nicht mehr in die Villa komme, aber ich muss doch auch mal aufs Klo und habe Hunger! Das können die doch nicht einfach machen!“
Weinend fasste sie sich ins Gesicht : ,,Sie hat gesagt, ich hätte nicht das passende Gesicht um Sängerin zu werden. Ist mein Gesicht so schlimm? Passt es wirklich nicht zu meiner Stimme?“ - ,,Och Katie! Du bist wunderschön. Nimm dir das einfach nicht zu Herzen! Deine Stimme passt ideal zu deinem Gesicht. Sie wäre viel zu schade für Hayleys dämliche Fratze!“, munterte Meggie sie wieder auf und nahm sie in den Arm.
Auf einmal stand Mrs. Adams in der Tür. Sie hatte wohl alles mitgehört und half nun ihrer Tochter, Katie zu trösten: ,,Hör mal Katie, wenn du so schlecht behandelt wirst, kannst du Shannon einfach beim Jugendamt melden. Vielleicht müssen die dann ausziehen und du bekommst eine neue Pflegefamilie.“ - ,,Glaube ich nicht. Shannons Schwester ist für meinen Fall zuständig und würde alles vertuschen.“
Ratlos schaute Mrs. Adams Meggie an: ,,Aber da muss man doch irgendetwas tun können!“
,,Soll ich mich darauf einlassen? Soll ich es wirklich tun?“, fragte sich Katie verwirrt und schaute die anderen fragend an. Auf einmal kam Meggie eine Idee: „Ich hab eine Idee! Schließe dich dem Plan an, den Rest mache ich schon! Vertrau mir Katie, die kommen mit ihrem Plan nicht durch! Dafür werde ich schon sorgen...“
Nun war Katie noch mehr verwirrt, aber sie vertraute ihrer besten Freundin. Am Abend fuhr Katie zurück zur Villa und klingelte an der Haustür. Shannon persönlich öffnete  die Tür und fuhr sie wütend an: ,,So so erst stiehlst du dich weg und dann kommst du zurück um zu betteln!" Aber Katie beteuerte: ,,Nein Shannon. Ich bin einverstanden. Ich werde hinter der Bühne singen." Verdutzt schaute Shannon sie an : ,,Wie kommt der plötzliche Sinneswandel?" Katie überlegte, was sie sagen sollte: ,,Nun ja... Ich habe was nachgedacht und..."- Aber da wurde sie wieder von Shannon unterbrochen: ,,Na ja ist ja auch egal, komm erst mal rein und lege deine Sachen ab. Sieht so aus, als ob du tatsächlich abhauen 
wolltest . Geh schon mal ins Wohnzimmer. Ich hole mal Hayley."

Als beide im Wohnzimmer standen, fing Shannon direkt an zu planen: ,,Ok zunächst brauchen wir einen guten Song. Anhand deines Notizbuches hab ich gesehen, dass du gut komponieren kannst, Katie. Also, schnapp dir deine Gitarre und denk dir schon mal Melodie und Text aus." - ,,Aber ich weiß doch gar nicht, wovon der Song handeln soll!", erwiderte sie und packte ihre Gitarre aus.
,,Es soll ein Siegersong werden! Das ist alles was zählt! Ist er gut, gehen wir am Montag in den Memoraum der Schule. Ach und ehe ich es vergesse, halte dich von Luke fern. Ein falsches Wort und alles geht schief!" Katie aber ignorierte den letzten Satz. Sie ließ sich doch nicht den Mund verbieten!

Das restliche Wochenende komponierte Katie in ihrem Schuppen und war froh, mal nicht den Haushalt führen zu müssen. Sonntag Abend präsentierte sie die erste Strophe ihres Songs und Shannon war begeistert. 

Am nächsten Tag wurde Katie mit ihnen in der Limousine zur Schule fahren. 
Als sie durch die Gänge eilten, bekam Katie mit, dass Luke nach ihr suchte, gewissermaßen nach ihrer Stimme, und klapperte mit Sam erneut die Klassen ab .
Dabei hatte er seine Suche erweitert und ließ jedes Mädchen den Schuh anprobieren, aber allen war er zu klein.

Im Aufnahmestudio angekommen , setzte sich Shannon mit einem Tondesigner an den Computer und fertigte erstmal Demo an. Nun fehlte nur noch die Stimme und Shannon schickte Katie mit einer Handbewegung in den Aufnahmeraum.
Über Kopfhörer hörte sie die Musik und begann zu singen:


Plug in the mic, open the curtain
Turn on the lights, I'm through rehearsing
The feeling ignites, I'm in control
The crowds in the palm of my hands
All my fans stand, what is the truth?
What's an illusion?
...

Doch auf einmal wurde sie von Shannon unterbrochen: ,,Nein nein Katie! Das muss glorreicher klingen! Wir gehen das jetzt so oft durch, bis es sitzt und wenn es Stunden dauert!" 
Katie verdrehte nur die Augen und sang erneut den Song.

In der Zwischenzeit rannten Luke und Sam den Flur entlang. Eine alte Gesangslehrerin war hinter ihnen her, die Luke unbedingt vorsingen wollte  und sang im Rennen ein paar Opernsongs. 
,,Wenn ich mir noch länger ihr Gejaule anhöre, muss ich kotzen!", rief Sam seinem Freund zu und zog ihn in eine Nische. Die Lehrerin rannte an ihnen  vorbei und klopfte an der Tür am Ende des Ganges. Es war die Tür zum Aufnahmestudio , die sie öffnete und sofort hallte Katies Song auf den Flur hinaus. Luke erkannte sofort ihre Stimme und eilte ihr hinterher. 

(Link zum Originalvideo: http://youtu.be/SNZN6810EDA)
Doch als er den Raum betrat, stand nicht mehr Katie, sondern Hayley im Aufnahmeraum und übte ihre Lippenbewegungen, während der Song abgespielt wurde. Als sie fertig war und herauskam , konnte Luke es nicht fassen, die Stimme endlich gefunden zu haben und schaute Hayley glücklich an: ,,Du bist es! Endlich hab ich dich gefunden!" Katie , die hinter Shannon im Nebenraum stand, brach es das Herz, als Hayley sich für sie ausgab: ,,Hey Luke. Wir haben gerade einen Song für die Talentshow aufgenommen." Lächelnd starrte er sie an und holte einen Schuh aus der Tasche: ,,Hier, den hast du im Garten verloren." Er wollte ihr den Schuh anlegen, aber sie nahm ihn ihm aus der Hand. ,,Was ist denn? Willst denn deinen eigenen Schuh nicht anprobieren?", fragte er sie verschmitzt und richtete sich wieder auf. ,,Ähm  später vielleicht", entgegnete Hayley und wurde von Shannon in den Nebenraum gezogen. Während Luke und Sam sie miteinander  diskutieren sahen, schaute Luke Katie fragend an, doch sie zuckte nur mit den Schultern. 
,,Hayley! Probier ja nicht den Schuh an! Deine Füße sind viel größer als Katies! Und wenn der Schuh nicht passt, ist unser Plan aufgeflogen!", fuhr sie ihre Tochter an, doch Hayley ließ sich nicht unterkriegen: ,,Dann schneid mir doch ne Ferse ab wie im Cinderella-Märchen! Wenn ich einen Prinzen will, dann krieg ich ihn auch!" - 
,,Aber Schätzchen," versuchte Shannon sie zu beruhigen, ,,dazu musst du doch nicht den Schuh anprobieren! Lade ihn doch heute Abend zum Essen ein." Hayley nickte und verließ den Nebenraum. Doch ehe sie was sagen konnte , fragte Luke sie: ,,Hayley, deine Songs haben mich echt inspiriert und deine Texte...was ich dich fragen wollte: Willst du mit mir einen Song schreiben?" Hayley war sehr gerührt, auch wenn sie nicht die Songs geschrieben hatte und antwortete verlegen: ,,Komm doch heute Abend zum Essen vorbei, dann können wir auch zusammen was komponieren." Luke lächelte und nahm die Einladung gerne an. Katie schaute nur auf den Boden, als Shannon Luke und seinen Freund rausschickte. Nur die Lehrerin stand noch im Raum. Tief in Gedanken versunken bemerkte sie nicht, wie Shannon sie anschwärzte: ,,Mrs. Kennedy? Was wollen Sie hier? Haben Sie jetzt nicht Unterricht?" Schnell fasste sich Mrs. Kennedy wieder und stotterte: ,,Ich ... ich war nur hinter den Jungen her, weil sie meine Chorklasse abgelenkt haben." Sofort verließ sie den Raum und ging in ihre Klasse zurück. 

Nun wendete sich Shannon Katie zu: ,,So... Katie, weißt du schon, was du kochst?" - ,,Wieso soll die  was kochen? Warum gehen wir nicht einfach in ein Restaurant, das ist doch viel gemütlicher? Und später kommen wir einfach nach Hause und schreiben einen dämlichen

 Song, "schlug Hayley vor, ehe Katie was sagen konnte. ,,Aber wie willst du mit ihm einen vernünftigen Song schreiben? Du kannst doch gar nicht dichten!", grübelte Shannon und schaute zu Katie: ,,Aber du kannst es! Wir müssen einen Weg finden, wie du Hayley gute Verse sagen kannst, ohne dass Luke was merkt." - ,,Kennst du diese Kopfhörer, über die manche Polizisten andere abhören können? Katie müsste nur in ein Mikrophon sprechen und ich könnte alles prima via Headset hören. Natürlich müsste ich dann auch ein Mikrophon tragen , damit sie auch hören kann, was wir sagen", sagte Hayley und brachte ihre Mutter auf eine Idee. ,,Hayley! Du bist ein Genie! Wir fragen einfach unseren Sicherheitsbeamten. Der müsste bestimmt so was haben ." 

Eine Stunde später waren sie im Überwachungsraum der Schule, wo auf sämtlichen Bildschirmen die Schulflure zu sehen waren. Anscheinend waren überall Kameras. Shannon hatte den Sicherheitsbeamten mit einer gewissen Geldsumme schnell auf ihrer Seite.
Am Nachmittag, als Hayley sich schon fürs Date zurechtgemacht hatte, kam er vorbei und installierte ein Mikrophon an Hayley und Katie. ,,Setzt diese Kopfhörer auf und schaltet die Mikrophone ein. Sagen Sie Ms. Sparks, haben Sie auch genügend Kameras in den Räumen, um die alles im Blick zu behalten?", erklärte der Fachmann und suchte die Wände nach Kameras ab. ,,Klar. Man kann ja nie sicher sein, wann hier mal eingebrochen wird."
Nachdem sie den Sicherheitsbeamten losgeworden war, führte sie Katie in eine kleine Abstellkammer, wo auf Bildschirmen jedes einzelne Zimmer zu sehen war. 
,,Mit dem Joystick kannst du ranzoomen , falls du etwas genauer sehen willst. Wir sehen uns dann, wenn das Date vorüber ist." 

Eine Stunde später klingelte es an der Tür und Luke stand im Anzug auf der Veranda, in der einen Hand ein Blumenstrauß, mit der anderen hielt er seine Gitarre fest. 
Katie öffnete die Tür, da sie gerade aus der Küche kam , und begrüßte ihn schüchtern: ,,Oh , hey. Hayley kommt gleich runter. Komm doch rein." - ,,Hi Katie, " sagte er und lächelte sie an. ,,Oh , ist das eine Gibson J-45?", fragte Katie und deutete auf seine Westerngitarre. ,,Ja! ...Unglaublich, was du alles über Gitarren weißt." Ehe sie sich weiter unterhalten konnten, funkte Shannon dazwischen und schickte Katie weg. ,,Hayley! Er ist daaa!", schrei sie die Treppen hinauf. Und schon trippelte Hayley mit ihren Horrorabsätzen eilig die Treppen hinunter. ,,Hi Luke. Gut siehst du aus," schmeichelte sie sich bei ihm ein und bedankte sich für die Blumen. ,,Lass uns los gehen. Die Gitarre kannst du hier lassen," orderte Hayley, nahm ihn die Gitarre weg und legte sie auf ein kleines Sofa im Flur. Als beide die Villa verlassen hatten, holte Shannon Katie und schickte sie hinterher:,,Schnell hinterher! Falls Hayley nicht weiß , was sie antworten soll." 
Katie fand das gar nicht gut. Nur widerwillig verfolgte sie den beiden, schickte aber gleichzeitig eine SMS an Meggie, um sich mit ihr im Restaurant zu treffen. Während Luke mit Hayley über Bands redete, mit denen er schon Alben komponiert hatte, sprach Katie zu ihr ins Mikrophon: ,,Hayley, kannst du mich hören?" - ,,Ja,"murmelte Hayley unauffällig und schlenderte mit Luke weiter.

 Im Restaurant setzten sie sich in eine Nische und bestellten gleich Getränke. Katie wartete am Eingang auf Meggie . Als sie da war, lotste sie sie in eine Nische daneben, um die zwei im Blickfeld zu behalten. 
,,Versteh ich das richtig: Du musst Hayley dabei helfen, bei dem Typen zu landen, in den du eigentlich verknallt bist?", fragte Meggie etwas verwirrt. ,,Psst! Nicht so laut! Du weißt, ich mache das nur für uns und unsere Zukunft UND weil du angeblich einen Plan hast," flüsterte Katie und stupste sie an, ,,Ich kann nicht so laut reden, weil Hayley alles mithört." Meggie nickte und schielte zu Luke und Hayley: ,,Omg, wie die ihn anschmachtet. Und der ist noch so doof und glaubt tatsächlich, dass ihr deine Stimme gehört." Doch Katie hörte ihr gar nicht zu. Viel mehr lauschte sie dem Gespräch der beiden. Lukes Bandgeschichten klangen so aufregend, doch Hayley hörte ihm gar nicht zu. Sie wechselte lieber das Thema und sprach über die schlechtgestylsten Mädchen der Schule. ,,Sag mal, was machst du so in deiner Freizeit?," fragte er sie schließlich. Hayley erzählte ihm von ihren wichtigen alltäglichen Kosmetikbehandlungen und ihren Besuchen im Fitnessstudio. ,,Und was ist mit der Musik? Am Brunnen hast du Gitarre gespielt und dazu gesungen?!" - ,,Ach ja , richtig...", erwiderte sie und flüsterte ins Mikrofon: ,,Katie! Sag was!" - ,,Hast du was gesagt, Hayley?", fraget Luke verwirrt und starrte sie an. Schnell zählte Katie ein paar ihrer Lieblingsbeschäftigungen auf:,,Wenn ich aus der Schule komme, entspanne ich mich meist mit etwas Musik. Ich drehe in meinem Zimmer die Anlage voll auf und tanze wild drauf los. Manchmal nehme ich auch einfach meine Gitarre , gehe in einen Raum wo ich ungestört bin und spiele , spiele Melodien aus meinem Herzen, um so manchen Ärger zu vergessen." Hayley plapperte fleißig alles nach und bemerkte, wie das Luke faszinierte. ,,Und manchmal wache ich nachts einfach auf , bin hellwach und habe Ideen für neue Songtexte. So kommt es, dass ich die ganze Nacht hindurch auf meinem Bett sitze und in mein Büchlein schreibe," fuhr Katie fort. Auf einmal vergaß Katie alles um sich herum. Ihr war, als würde sie direkt neben Luke sitzen undmit ihm reden. Meggie bemerkte dies und dachte sich :  ,Endlich lächelt sie mal wieder. Wahrscheinlich hat sie mich in dieses Lokal bestellt, um nicht alleine zu sein.´ - ,,Und kannst du mir dieses Büchlein mal zeigen? Ich würde so gerne deine Einfälle mal lesen," fragte Luke interessiert und aß etwas von seinem Teller. ,,Ähm, das geht nicht. Das ist speziell für mich," winkte Hayley direkt ab und stopfte sich etwas Salat in den Mund. Enttäuscht ließ Luke den Kopf sinken und starrte auf seinen Teller. Aber Katie mischte sich wieder ein: ,,Es... ist so, ich bin da gerade an einem wichtigen Song dran und ich möchte ihn dir erst zeigen, wenn er fertig ist." Auf einmal kam ein Kellner vorbei und fragte, was Katie bestellen wolle, doch Meggie übernahm das für sie und bestellte nur zwei Wasser. Hayley hatte dies mitbekommen und stand sofort auf: ,,Entschuldige mich mal einen Augenblick. Ich geh mich mal was frisch machen." Und schon bog sie um die Ecke und bemerkte Meggie, die neben Katie saß. Sofort zog sie Katie mit auf die Toilette und schnauzte sie an: ,,Was macht die denn hier?" - ,,Meggie? Ich wollte nur nicht allein an einem Tisch sitzen, das ist alles. Sie weiß nichts von unserem Plan." - ,,Das glaub ich nicht! Los, geh sofort nach Hause! Wir kommen gleich!" 
Und schon hatte sie Katie wieder rausgeschickt . 
Meggie verzog nur das Gesicht, als Katie von den Toiletten kam. 
,,Komm , wir müssen gehen," murmelte Katie und zog sie mit sich. 
Während sie zur Villa gingen, erklärte Hayley ihm , dass sie gehen wollte und bezahlte das Essen. 
Er verstand nicht, warum sie auf einmal so aufgebracht war und sprach sie darauf an: ,,Was ist denn los?" - ,,Ach nichts . Ich will nur nach Hause und mit dir den Song schreiben," erwiderte sie eiskalt und ignorierte seinen verwirten Blick. ,,Du musst wohl eine kreative Phase haben," stammelte er und folgte ihr. 

Kaum waren Katie und Meggie in der Villa, zog Katie sie schnell in die Abstellkammer. ,,Was zum...?", fragte Meggie erstaunt und schaute ihre Freundin fragend an. ,,Das ist der Überwachungsraum. Von hier aus kontrolliert Shannon alles. Ich mache diesen Scheiß nur mit, weil Hayley nicht dichten kann und sie beim Song-Schreiben mit Luke versagen würde," flüsterte Katie und sah auf einem der Bildschirme, wie Shannon die beiden empfing. ,,So. Dann wollen wir mal anfangen," sagte Luke entschlossen und schnappte sich seine Gitarre, während Hayley ihn ins Wohnzimmer führte, wo ein großer schwarzer Flügel stand. ,,Wow! Ein tolles Klavier!", staunte Luke und setzte sich an den Flügel. Hayley setzte sich neben ihn. Während er ein paar Lieder spielte, machte sie ihn an . Sie hätten sich fast geküsst, wenn Katie nicht auf einmal im Zimmer gestanden hätte, um ihr Büchlein zu holen. 
,,Sorry, ich wollte nur was holen," murmelte sie und deutete auf ihr rotes Büchlein. ,,Zisch ab! Du störst!", schrie Hayley sie an. ,,Bin schon wieder weg", sagte Katie gelassen und zog die Tür hinter sich zu. 
In der Kammer zurück starrte Meggie sie verlegen an. Sie hatte wohl die Aktion auf dem Bildschirm gesehen. Schnell setzte sich Katie wieder hin und verfolgte das Date weiter am Bildschirm. Nun gingen sie in Hayleys Zimmer, Katies ehemaliges Zimmer, und legten sich aufs Bett. 
Luke schnappte sich seine Gitarre und machte einen Vorschlag: ,, Ok. Du singst und ich spiele, ok?" Sofort machte Hayley einen Gegenvorschlag: ,,Nein nein. Ich sag dir den Text und du singst und spielst." - ,,Oh, ok," erwiderte Luke und spielte ein paar Riffs. 
Nun war Katie dran: Sie blätterte ein paar Mal in ihrem Büchlein rum, bis sie die Strophe fand, die sie extra für diesen Abend geschrieben hatte: ,,Don´t break my heart before I give it to you". 
Sofort wiederholte es Hayley. Luke suchte schnell ein paar Töne zu diesem Vers: ,,Don´t break my heart...., und weiter?" 
,,Don´t tell me no before I ask you to", fuhr Katie fort. Lachend plapperte Hayley es nach. Und wieder suchte Luke sich ein paar Töne. 
,,Don´t say it doesn´t fit before you try it on. There´s too much to lose to be wrong," ergänzte Katie die Strophe und wartete ab. 
Auf einmal bekam Luke dieses Leuchten in seinen Augen und begann zu spielen. Als er einmal mit der Melodie durch war, sang er : 


Don't break my heart before I give it to you
Don't tell me no before I ask you to
Don't say it doesn't fit before you try it on
there's too much to lose to be wrong

and it feels like there's something here
but I wanna see it before it disappears
and if there something real between me and you
well are we both open to

All these possibilities
so many little possibilities
right in front of us
close enough to touch
and far enough to have some time to see
All these possibilities
whoa these possibilities
are written in the stars
we are who we are baby
and i can't help but think that possibly
there's possibilities

Don't give me hope if there's nothing to this
Don't let me in if your not there
what I'm feeling doesn't happen everyday
so baby please play me fair

and it feels like there's something more
than those crazy little crushes I've felt before
when you move in close I can feel the rush
and now we're so close we can touch

All these possibilities
so many little possibilities
right in front of us
close enough to touch
and far enough to have some time to see
All these possibilities
whoa these possibilities
are written in the stars
we are who we are baby
and I can't help but think that possibly
there's possibilities

(Link zum Original Video: https://www.youtube.com/watch?v=3uoyETSET2A)

Als er das sang, schaute er Hayley tief in die Augen. 
Katie stiegen Tränen in die Augen. Meggie bemerkte dies und fasste einen Entschluß:  ,Ich muss Katie helfen! Shannon darf damit nicht durchkommen!´Sofort nahm sie ihre Freundin in den Arm und tröstete sie. Als Luke aufhörte, klatschte Hayley Beifall und küsste ihn. Doch er spürte, dass etwas an diesem Kuss anders war wie im Schulpark, und blockte ab: ,,Oh es ist schon spät. Ich muss nach Hause. Danke für den schönen Abend". - ,,Was ist denn?," fragte Hayley verwirrt und folgte ihm zur Haustür. ,,Nichts. Es ist nur spät. Wir sehn´uns morgen." mit diesen Worten verabschiedete er sich und verließ die Villa. 

Nachdem Hayley verwirrt in ihrem Zimmer verschwunden war, trauten sich Meggie und Katie aus der Abstellkammer heraus und gingen in den Schuppen, doch bevor sie die Villa verließen, legte Katie den Kopfhörer und das Mikrophon neben den Joystick, um nicht auch noch im Schuppen abgehört zu werden. 

,,Mann Katie! Was hast du nur wieder mit dir machen lassen!,"nörgelte Meggie nachher im Schuppen und setzte sich neben sie auf die Liege. ,,Du weißt genau, dass ich alles nur widerwillig mitmache. Also schieß los. Was hast du für einen Plan?" 
Meggie wusste nicht so recht, was sie sagen sollte,weil sie sich noch gar keinen Plan ausgedacht hatte: ,,Weißt du, ich habe noch gar keinen richtigen Plan. Ich hatte mir eine Spontan-Aktion am Tag der Talentshow überlegt..." - ,,Spontan-Aktion? Was meinst du damit? Ist dir eigentlich klar, dass ich gerade die Liebe meines Lebens an einer oberflächlichen Zicke verloren habe, um nicht unsere Zukunft zu zerstören?",raunte Katie und schnappte sich ihre Gitarre. ,,Naja, wie schon gesagt: Meine Idee ist noch nicht ganz ausgereift. Warte es einfach ab. In ein paar Wochen ist ja schon die Talentshow," erklärte Meggie und bemerkte, wie Katie ganz in ihre  Gitarre vertieft war.

Die nächsten zwei Wochen vergingen schnell. In der Schule verbreitete sich die Aufregung wie ein  Grippe-Virus. Bald konnte sich Luke vor Bands kaum retten. Alle Schulbands wollten an der Talentshow teilnehmen, hatten jedoch überhaupt keine Starqualitäten. Nachher entschieden Luke und Sam sich für zwei Gruppen: Die eine war eine Hard Rock Band, in der einer passend zum Sound der E-Gitarren mit einer Motorsäge hantierte. Die andere Gruppe bestand aus fünf Mädchen, die sich spontan zusammengeschlossen hatten und Songs von den Spice Girls coverten. Luke war froh, endlich die letzten Kandidaten gefunden zu haben und traf sich fast jeden Tag mit Hayley . Nach jedem Treffen fiel ihm immer mehr auf, dass sie nicht zusammen passten, doch er wollte sich erst nach der Talentshow von ihr trennen.

Am Abend vor der Talentshow waren Luke und sein Vater zu Besuch und besprachen bei einem Essen nochmal alles wichtige für den morgigen Tag . Katie bediente alle wie eine Kellnerin und aß nachher selbst in der Küche. ,,Warum isst Katie nicht bei uns am Tisch?,"fragte Luke verwundert und starrte zur Küchentür.,,Sie gehört nur zu unserem Personal, kein Grund sich über sie den Kopf zu zerbrechen", winkte Shannon rasch ab und löffelte weiter in ihrer Suppe. Als sie sie probierte, verzog sie das Gesicht und rief nach Katie: ,,Katie! Du hast die Suppe versalzen!" Sofort stand Katie auf und eilte aus der Küche: ,,Versalzen?  Ist bei den anderen die Suppe auch versalzen?" Mr. Dalton schüttelte dankend den Kopf und aß weiter. ,,Nein bei mir ist alles wunderbar,"erwiderte Luke und schaute Hayley fragend an. Aber auch bei ihr war die Suppe nicht versalzen. Anscheinend hatte Katie nur Shannons Suppe versalzen, aber sie gab es nicht zu. Nun fing Mr. Dalton an zu lachen: ,,Ach Ms. Sparks! Anscheinend haben Sie einen schlechten Geschmackssinn! Dafür müssen Sie doch nicht Ihre Haushälterin verantwortlich machen!" Katie lächelte dankbar und ging in die Küche zurück. 

Auf einmal bemerkte sie auf der Anrichte einen Brief. Er war von der Polizei. Sie gaben nun endlich die Leichen ihrer Eltern frei! Katie war froh, ihre Eltern endlich bestatten zu  dürfen, nach so einer langen Zeit. Schnell lief sie zum Telefon und erzählte Meggie von dem Brief. ,,Um die Bestattung werde ich mich nach der Talentshow kümmern..," flüsterte sie ins Telefon und legte auf. ,,Mit wem telefonierst du? Und warum bist du nicht in der Küche?", fragte Shannon gehässig und funkelte sie an. ,,Ich... habe meiner besten Freundin nur etwas mitgeteilt", stammelte sie überrumpelt und ging mit dem Brief in der Hand wieder in die Küche. Sie wusste, dass Shannon heimlich mitgehört hatte und wollte es ihr nicht noch unnötig erklären.
Katie war froh, als der Abend endlich vorbei war und ließ sich müde auf ihre Liege fallen. ,Morgen ist ein großer Tag. Ich hoffe es läuft nichts schief´,dachte sie und schlief friedlich ein.


Am nächsten Morgen wachte sie noch vor dem Wecker auf. 
Auch Shannon war schon früh auf und ließ sich ein Bad ein. 
Dieser Morgen war ganz anders als alle anderen zuvor. Das erste Mal machte Shannon das Frühstück! Und auch heute wurde Katie wieder mit der Limousine  zur Schule gefahren. Aber was war eine Fahrt in einer Limousine gegen das, was sie aufs Spiel setzen musste? Ihre große Liebe, ihre Stimme und ihr vorheriges Leben...


Auf den Gängen herrschte mal wieder Chaos. Überall wurden Mädchen nach einem Date für die Talentshow gefragt.
Auch Meggie wurde gefragt: von Sam natürlich. Sie hatte schon seit ihrer ersten Begegnung geahnt, dass er auf sie stand und verabredete sich mit ihm: ,,Ok, aber vorher muss ich dir noch was sagen." Sie erzählte ihm von Katie, dass sie das geheimnisvolle Talent war, nach dem er und Toby die ganze Zeit gesucht hatten.
,,Aber warum hat sie sich denn nicht direkt bei uns gemeldet?,"fragte er verwirrt und schaute zu Katie rüber, die gerade an ihrem Spint stand und ein paar Bücher herausholte. ,,Weißt du, Katie ist die Adoptivtochter von Mrs. Sparks und..." - ,,Ich weiß," unterbrach er sie, ,,Toby hat mir von ihren Lebensumständen erzählt. Das muss schlimm sein, mit Mrs. Sparks unter einem Dach zu wohnen." - ,,Ja...Katie ist immer voll fertig, wenn sie zur Schule kommt. Aber seit sie sich auf Shannons Plan eingelassen hat, wird sie nicht mehr so eingespannt und darf sogar in der Limousine mitfahren." Für ein paar Minuten schwiegen beide und beobachteten das Treiben auf den Gängen. 
,,Warum ich dir das erzähle: Ich brauche dringend deine Hilfe. Allein schaffe ich das nicht, Shannons Plan zu verhindern. Sie droht Katie, unsere Zukunft zu zerstören, wenn sie bei der Sache nicht mit macht", fuhr Meggie fort. ,,Und wie kann ich dir dabei helfen?",fragte er ratlos. ,,Du bist doch heute Abend der DJ und legst die Musik auf, zu der die Kandidaten singen müssen, oder? Und du bist doch auch für den Sound zuständig?" - ,,Ja" - ,,Katie hat gesagt, dass nur das Playback abgespielt wird . Würde es aber auf wundersame Weise verschwinden, müsste Katie live hinter der Bühne singen. Das hatte Shannon auch ursprünglich  geplant, aber sie hat sich dann doch für den Playbackauftritt entschieden." Sam schmunzelte verlegen und staunte nicht schlecht über Meggies Plan: ,,Genialer Plan! Aber sollten wir Toby nicht einweihen?" - ,,Ach was, der wird schon sehen, wem diese Stimme wirklich gehört. Ich muss jetzt los, sonst komme ich zu spät zum Unterricht. Wir sehen uns, ja?" Und schon verschwand sie in der Menge. Sam schaute ihr verträumt nach. Plötzlich pirschte sich jemand von hinten an ihn heran und packte ihn an den Schultern: ,,Na Kumpel? Schon ein Date für die Talentshow?" Es war Luke, der gerade gekommen war und erwartete gespannt den heutigen Abend. ,,Und ? Mit wem gehst du zur Show?", fragte er neugierig und holte ein paar Bücher aus seinem Schrank. ,,Mit Meggie,"erwiderte er. ,,Meggie? Die Meggie, auf die du schon so lange stehst?" - ,,Ja genau die".


Ein paar Gänge weiter unterhielten sich Meggie und Katie über den kommenden Abend: ,,Na? Hat dich schon jemand gefragt?" - ,,Ja. Ich habe mich mit Sam verabredet," sagte Meggie stolz. Katie gönnte ihrer Freundin dieses Date: ,,Schön, dass wenigstens du mit dem Typen ausgehen kannst, den du liebst." - ,,Wurdest du schon von jemanden gefragt?", fragte Meggie und musste bei dem Gedanken an Sam schmunzeln. ,,Ja, aber ich habe nein gesagt. Wieso sollte ich mich mit jemanden verabreden, den ich gar nicht liebe, während mein Schwarm auf der Bühne steht und 

moderiert?", wimmerte Katie und senkte den Kopf. Aufmunternd klopfte Meggie ihr auf die Schulter: ,,Ach was, das wird schon. Vertrau mir."
Gespannt gingen sie in die Klasse. Die letzte Stunde hatte begonnen und alle starrten aufgeregt auf die Uhr, die direkt neben der Tafel hing.Kaum hatte es geklingelt, stürmten alle aus den Klassenzimmern. Die meisten fuhren jetzt nach Hause , um sich umzuziehen. Katie ging direkt zu Shannons Büro, wo sie schon sehnsüchtig erwartet wurde. 

Ein Stylist kümmerte sich gerade um Harleys Haare. Über ihrem Outfit trug sie einen Kittel, um es vor Gelspritzern zu schützen. 
,,Da bist du ja endlich," nörgelte Shannon und schnipste mit den Fingern, ,,Dich müssen wir auch noch einkleiden. So kannst du doch nicht hinter der Bühne rum laufen!" Sofort kamen zwei Stylistinnen und führten Katie in einen Nebenraum. ,,Such dir was aus," wisperte die eine, ,,wenn du Hilfe brauchst, wir beraten dich gerne." Der Nebenraum war eine alte Umkleidekabine, die speziell für Shannon zu einem gigantischen Kleiderschrank umgebaut worden war. Katie hatte schon viele Gerüchte darüber gehört, es aber nicht glauben wollen. Nun hatte sie die Bestätigung, dass Gerüchte auch wahr sein können. An der einen Wand hingen zahlreiche Jacken in verschiedenen Farben. Direkt gegenüber stand ein Kleiderständer, an dem passende Shirts und Tops hangen. Ganz hinten stand ein großer Schuhschrank, wo mindestens 200 Paar Schuhe  Platz hatten. Katie kam aus dem Staunen nicht mehr heraus und schnappte sich ein schwarzes Top mit Fransen und eine schwarze Lederjacke. ,,Bist du fertig? Wir haben nicht ewig Zeit!", ertönte Shannons Stimme nebenan. Schnell zog Katie sich um und ging mit Shannon und Hayley zum Theatersaal. 
In einer Stunde sollte die Show beginnen. Die Kandidaten machten noch mit Sam den Soundcheck. ,,Du weißt, was du zu tun hast?", fuhr Shannon Katie an und schickte sie zu Sam. 
,,Hey Sam. Kannst du den Ipod an die Boxen anschließen?",fragte sie etwas genervt . ,,Klar. Hier ist das Kabel. Alles in Ordnung?", fragte er relaxt und legte seine Kopfhörer beiseite. ,,Ja doch. Bist du nicht mit Meggie verabredet?", wunderte sie sich und schaute sich um. ,,Die zieht sich noch um. Sie tretet doch mit ihrer Tanzgruppe auf. Wir tanzen dann später bei der Party." - ,,Achso",erwiderte Katie und schloss ihren iPod an. Shannon gab ihr ein Zeichen, wenn es losgehen sollte. Und schon hallte ihr Song durch den Saal. Herrisch stolzierte Hayley auf die Bühne, umringt von vier Tänzern, die ein Agenten-Kostüm trugen. Passend bewegte sie ihre Lippen zu der Stimme, sodass es aussah, als wäre es ihre.
,,Stopp!", schrie Shannon zufrieden, ,,Das genügt als Generalprobe." Rasch stoppte Katie den Song und gab Sam das Kabel wieder. ,,Aber nein! Lass ihn doch hier. Ich spiel den Song schon ab, wenn du...sie...dran ist." Verwundert schaute sie ihn an: ,,Aber woher weißt du...?" Auffordernd zwinkerte er ihr zu und schickte sie hinter die Bühne, aber Katie wollte lieber am Podest stehen bleiben. 
Innerhalb einer halben Stunde füllte sich der Saal. Die Fans der Kandidaten drängelten sich direkt in die ersten Reihen. Sie trugen sogar einheitliche T-Shirts mit den Namen der Kandidaten drauf. Auch Hayleys Fanklub war da. Alle ihre oberflächlichen Freundinnen trugen pinke Tops, auf denen ihr Gesicht war. , Hätten sie auch welche mit meinem Gesicht getragen?´,fragte sich Katie und schaute in die Menge. 
Schnell ging sie nochmal hinter die Bühne, um Meggie Glück zu wünschen. Es war Meggies erster Auftritt als Tänzerin. 
,,Meggie!", rief sie ihr zu und umarmte sie. ,,Katie! Was machst du denn hier?" - ,,Ich wollte dir viel Glück wünschen." - ,,Danke Katie. Wir tanzen zu der Rockband mit der Motorsäge, danach ist Hayley dran." Katie nickte und ging wieder zum Podest zurück.  

Und schon ging es los: 
Toby stand in einem schicken Anzug auf der Bühne und begrüßte alle Zuschauer:
,,Herzlich Willkommen zur ersten Talent Show an der Music & Arts School L.A.! Es gab viele Bewerber, aber nur drei haben es auf die Bühne geschafft:..." Ein Vorhang öffnete sich und alle Kandidaten standen in einer Reihe auf der Bühne. ,, Big Pain Ticket, die Co-Writes! ..." Bei jedem Aufruf jubelten die Fans . ,,Und zu guter letzt: die bezaubernde Hayley!" Hayley bekam am meisten Beifall und schmunzelte verlegen. 
Zuerst traten die Co-Writes auf, eine Girl Group, die aus fünf Mädchen bestand. Sie performten eine perfekte Choreografie zu einem guten Dance-Song, der sogar die Fans zum Tanzen bewegte. Danach traten noch einzelne Musiker auf, die das Publikum nicht sehr begeistern konnten. Erst Big Pain Ticket , die Rockband mit der Motorsäge, brachten die Fans wieder in Stimmung. 
Meggie tanzte fantastisch zu dem Song . Mit ihrem Lederoutfit und ihren perfektionierten Moves überragte sie alle anderen aus ihrer Tanzgruppe. Nach ihrem Auftritt wollte sie schnell zu Katie,um sie daran zu hindern, das Playback abzuspielen. Schnell rannte sie hinter die Bühne, zog sich um und eilte zu Katie. Shannon gab der schon das Zeichen, den Song abzuspielen und so hallte der Song durch den ganzen Saal. Hayley stolzierte mit ihren tanzenden Agenten auf die Bühne und bewegte die Lippen. 
Plötzlich nahm Meggie Katie den iPod aus der Hand und trennte ihn vom Kabel, sodass keine Stimme mehr zu hören war und Hayley verwirrt und hilflos auf der Bühne stand und von dem Publikum ausgepfiffen wurde. ,,Sing weiter!!!", schrien welche, doch Hayley konnte doch nicht singen! Sie deutete auf ihr Mikrofon und gab zu verstehen, dass es defekt sei. Shannon, die Meggies Aktion gesehen hatte, stürmte auf sie zu, doch ehe sie nach dem iPod greifen konnte, hatte Meggie ihn fallen lassen und so lange auf ihn eingetreten, bis er den Geist aufgab. Wütend nahm Shannon Katies Hand, schnappte sich ein Mikrofon und zog sie mit sich hinter die Bühne. ,,So... da deine bescheuerte Freundin DEINEN iPod kaputt gemacht hat, musst DU jetzt live singen. Hier, nimm das Mikrofon, SING! Ich werde dem DJ das Demo geben. Die Show muss ja schließlich weitergehen!", schrie sie sie an und ließ sie da stehen. Minuten später hallte der Song durch den Saal und Katie begann zu singen, während Hayley etwas beschämt weiter tanzte und die Lippen bewegte:
             

Plug in the mic open the curtain 
Turn on the lights I'm through rehearsing 
The feeling ignites I'm in control
The crowds in the palm of my hands
All my fans stand what is the truth?
What an illusion?
You're searching for proof 
But are you certain?
Whatever you see is what you get
If words paint a picture then
I betcha i can getchs yes

[Chorus]
I'll make you believe in me
I can be what you want me to be 
Tonight is the night 
Where I make you see
That I can be anything anything anything 
I'll make you believe in me
I can be why you want me to be
Tonight is the night 
Where I can make you see
That I can be anything anything anything

I've got nothing to lose I've been exposed
I'm paying my dues playing the role
I'm breaking the rules flowing the flow 
I've got the whole world nodding yes like some bobble heads

I'll break a sweat if you wanna 
Confess all your sins You know you got em
The rooms in a spin the fevers pitched
I swear there's no doubt I'm legit I'm no counterfeit

[Chorus]

You want from me
I'm not shy boy 
I can be why you want
Your bright shiny toy
You just have to respond
The click never stops
But baby it's time
There's no doubt in my mind that I can make you believe 

I can be what you want me be
Tonight is the night 
Where I make you see that I can be anything anything anything
I'll make you believe in me 
I can be what you want me be
Tonight is the night where u make you see that I can be anything anything anything


(Link zur Original Performance im Film: : https//www.youtube.com/watch?v=_IPsUXhrH80)

Auf einmal stand Luke hinter Katie und konnte seinen Augen nicht trauen: Katie gehörte die Stimme , nach der er die ganze Zeit gesucht hatte. Verwirrt tippte er sie an, worauf sie sich erschrocken umdrehte, aber dennoch weitersang. Fragend schaute er sie an, aber sie zuckte nur mit den Schultern. Wie sollte sie ihm alles erklären? Sie musste doch den Song singen! Plötzlich holte Luke eine Kamera von den Technikern und schaltete sie ein, sodass das Publikum Katie singen sah und den Hinterhalt sofort bemerkte. Empört buhten die Fans Hayley aus und forderten , dass Katie auf die Bühne kommt. Doch Katie wollte gar nicht auf die Bühne, aber Luke nahm ihre Hand und zog sie mit sich auf die Bühne. Die Kamera legte er wieder zurück. Wütend schritt Hayley auf Katie zu, doch Luke ging dazwischen. Die Fans dachten, es sei Teil des Auftritts und feuerten Luke mächtig an. 



Als Katie den Song zu Ende gesungen hatte, bekam sie den meisten Applaus. Von überall schrien die Fans: ,,Zugabe! Zugabe!" Aber Katie wusste nicht, was sie singen sollte, da nahm Luke eine 
E-Gitarre und rief ihr zu: ,,Wie wär´s mit ,Bless myself´? " - 
,,Ok", antwortete sie und sagte den Song an: ,, Den nächsten Song widme ich meiner besten Freundin, die immer für mich da gewesen ist. Komm her Meggie!" Erstaunt blickte Meggie von ihrem Cocktail auf, den sie gerade an der Bar geholt hatte, stellte ihn zurück und ging auf die Bühne. Luke weiste inzwischen die Band ein , dann rockten sie los. Meggie orderte ihre Tanzgruppe auf die Bühne, um den Song zu begleiten. 



There's a little secret
I would like to tell you
There's a book of lies
I know they'll try to sell you
And they'll try, and they'll try
To convince you to buy you need 'em
So the next time you're down
Look inside not around.

I can bless myself

There's no need for someone's help
There's no one to blame
There's no one to save you but yourself
I can justify all the mistakes in my life
It's taught me to be, it's givin' me me
And I'll survive
'Cause I have blessed myself.

I have searched the world to find

There's nothing better
Than when me, myself and I
Can come together
And I know for a fact
There's a spirit I lack or defend
Yeah I've been through it all
Just to find in the end

I can bless myself

There's no need for someone's help
There's no one to blame
There's no one to save you but yourself
I can justify all the mistakes in my life
It's taught me to be, it's givin' me me
And I'll survive
'Cause I have blessed myself.

Do you ever wonder

How anything can make you cry
Have yourself discover
That the pain you feel
Is the pain that you deny in your life
So open up your eyes

You can bless yourself

There's no need for someone else
There's no one to blame
There's no one to save you but yourself
I can bless myself
There's no need for someone's help
There's no one to blame
There's no one to save you but yourself
I can justify all the mistakes in my life
It's taught me to be, it's givin' me me
And I'll survive
'Cause I have blessed myself.
I will survive
'Cause I have blessed myself.





( Link zur Original Performance im Film: https://www.youtube.com/watch?v=sAyiGg4I4s8 )


Nach dem Song jubelten die Fans und hofften, dass Katie den Plattenvertrag gewonnen hat. Luke stellte seine Gitarre wieder zurück und ging zu Katie, die ihm überglücklich in den Arm fiel. Für einen Moment lang schauten sich beide in die Augen  und küssten sich. Meggie war erleichtert und ging zu Sam. Bevor er noch etwas sagen konnte, hatte sie ihn an sich heran gezogen und geküsst.
Währenddessen beschimpfte Mr. Dalton Shannon und drohte ihr, sie beim Schulamt zu melden. Doch  sie versuchte noch  , Katie schlecht zu reden, um doch noch einen Plattenvertrag für Hayley zu bekommen. Aber Mr. Dalton ließ sich nicht noch mal beirren:,,Verschonen Sie mich mit Ihren Lügen! Ich werde Sie nicht nur beim Schulamt melden, sondern auch gleich anzeigen! Mein Sohn hat mir erzählt, wie erbärmlich Sie das Mädchen behandeln! Und das, wo es doch vor kurzem seine Eltern verloren hat!" Mit diesen Worten stieg er in seinen Wagen und rief die Polizei. 
Noch am selben Abend wurde Shannon abgeführt. Nur mit einer Kaution konnte sie sich freikaufen, aber das Jugendamt sorgte dafür, dass Katie absofort über ihr Erbe bestimmen konnte. Allerdings durfte sie noch nicht allein in der Villa bleiben und so beschloss Meggies Familie zu Katie zu ziehen. 
Während Shannon im Gefängnis saß, wurde Hayley bei einer Pflegefamilie untergebracht, wo sie mit Strenge erzogen werden sollte. 

Wochen später war die Beerdigung von Katies Eltern. Katie beschloss, während der Beisetzung für sie zu singen und spielte auf ihrer Gitarre
den traurigen, aber hoffnungsvollen Song:

„ Einst wurd ich von euch geboren,                 Once I were born of you,
   mit Herz habt ihr mich groß gezogen,                 with heart you have                                                                                                educated   me,
doch nun hab ich euch verloren                              But now I´ve lost you
und zuvor noch belogen.                                           And earlier I still lied.

Warum musstet ihr gehen?                                 Why did you have to go?
Ich werd´das niemals verstehn,                          I´ll never understand,
werd´ich euch wiedersehn´?                                  Will we see us again?
Es musste einfach geschehn´.                                It just had to happen.

Ihr schenktet mir das Glück der Welt,          You gave me the happiness                                                                                                        of  earth,
doch es lag nicht allein im Geld,             But It wasn´t just in the money,
Ihr musstet immer so viel arbeiten,          You always worked too much,
und suchtet immer die Weiten,        and always searched the wideness.

Ich hab euch niemals gezeigt,                               I´ve never shown you,
was in mir verborgen liegt,                                      What is hidden in me,
Nun hat der Tod euch schon besiegt,              But before I could show,                                                                            the death has defeates you,
Ich kann euch sehn´                                                                                       
wie ihr in den Himmel fliegt,                    I can see you flying into the                                                                                                                         sky.

Grüsst mir den Herrn                                                        Greet my Lord,
und schaut auf mich herab                                    and look down at me

Nach dem Song fing sie an zu weinen. Luke packte sie an der Schulter und tröstete sie. ,,Danke, dass du da bist," flüsterte sie ihm zu und umarmte ihn. Luke schmunzelte verlegen und wischte ihre Tränen weg. ,,Dein Song ist echt gut. Ein Lied zum Willkommen und Abschied...
Wenn du willst, kommt der auch auf dein Album . Damit auch andere , denen ähnliches passiert ist daraus Hoffnung schöpfen können." Katie nickte und schaute nochmal zum Grab zurück. ,,Ich werde dieses Album meinen Eltern widmen." 
Ein paar Wochen später wurde das Lied im Radio gespielt:
,,Und jetzt der neuste Hit von Katie S. : ,Verloren, aber  unverge-
ssen´!" 

(c)WOLfgirl561000

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen