Samstag, 12. Juli 2014

Der Abschied

Es war unser letzter Sommer, den wir gemeinsam verbrachten.
Seit einem Jahr wussten wir, daß er schwer krank war. Sein Herz war zu schwach und die Ärzte wussten, dass er das lange nicht mehr mitmachen würde . Die Tabletten vertrug er nicht, spuckte sie eiskalt wieder aus, sodass er noch mehr Schmerzen bekam. Aber er ließ sich nichts anmerken. Schlafend lag er neben mir in seinem Liegestuhl und träumte,  träumte von einem Leben als gesunden Menschen.  Bald war es so weit. Ich spürte es und er fühlte es auch . Bald musste er gehen und mich für immer verlassen... Er hatte schon damals gesagt, dass er nicht im Krankenhaus sterben wollte und so entschieden wir uns, am Ort unseres Kennenlernens seine letzten Tage zu erleben.  Die Sonne verschwand hinterm Horizont und hinterließ einen hellen Streifen am Himmel. Das Meer wurde immer ruhiger, als ob es sich zur Ruhe legte und rauschte über den Sand. Plötzlich stand er auf und ging in Richtung Meer. ,, Schatz? Was machst du?", fragte ich ihn und sprang auf. ,, Ich gehe Schwimmen. Komm mit. Das Wasser ist so herrlich." Lächelnd lief ich mit ihm ins Meer, das in allen Farben leuchtete . Auch die Insel, auf der wir gerade Urlaub machten, war hell erleuchtet.  Die Palmen wogen seicht im Wind. Und in den Häusern schienen Lichter.
Es war ein schöner Abend. Glücklich tollten wir im Wasser. Erst tief in der Nacht kehrten wir zum Hotel zurück.
Auf einmal wurde ihm ganz unwohl. Verkrampft fasste er sich an die Brust und schnappte nach Luft. ,, Schatz! Soll ich einen Arzt holen,?,"rief ich verzweifelt und stützte ihn. ,, Nein. Lass uns zurück zum Strand gehen. Ich möchte nicht in einem Hotelzimmer..."
Ich nickte und führte ihn zurück zum Strand. Kaum hatten wir ihn erreicht, ließ er sich in den Sand fallen und hielt meine Hand. Tränen liefen über mein Gesicht.  Lächelnd wischte er sie weg und murmelte: ,, Hab keine Angst. Ich habe auch keine Angst. Ich liebe dich. Vergiss das nicht." -
,, Nein. Ich werde dich nie vergessen. Ich werde dich immer lieben , egal was kommt. Du lebst in meinem Herzen weiter...", stammelte ich und legte meinen Kopf auf seine Brust. Nun lagen wir da, vereint und bereit, einander loszulassen. Ich hörte seinen Herzschlag. Es schlug noch. Das war gut... Aber ich wusste, dass es nichg mehr lange schlagen würde . ,, Singst du mir ein letztes Lied?", fragte er mich mit belegter Stimme und schaute nach oben , in den Sternenhimmel. Eine Sternschnuppe streifte durch die Nacht. Lächelnd machte er die Augen zu und lauschte dem Meer.

,,Ja ...:
Ein letzter Tag, ein letzter Kuss,
Ein Abschied, der für immer sein muss,
Es war eine tolle Zeit, 
Nun geht er in der Dunkelheit.

Eine letzte Nacht, ein letztes Lied,
Zum Willkommen und Abschied, 
Ich werd dich immer vermissen,
Werd dich niemals vergessen,

Mein schöner Stern,
Meinem Herzen nah und doch so fern,
Flieg durch den Himmel, im Atem der Nacht, 
Bis dein Geist in etwas neuem erwacht."


Auf einmal bemerkte ich, dass sein Herz aufgehört hatte zu schlagen. Lächelnd lag er nich immer da, als würde er schlafen. Auch wenn er nicht es  gewollt hatte, ich weinte trotzdem und gab ihm einen letzten Kuss.
Als ich zum Himmel aufschaute, streifte eine einsame Sternschnuppe den Himmel. Ich spürte, dass er es war.
Manche sagten,  dass so die Seelen ins Paradies fanden. Ich glaubte aber, dass sie eher den Weg in ein neues Leben fanden...

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